Pyeongchang – Der Schock im deutschen Olympia-Team war groß. «Man hört ja oft von Dopingfällen, aber dass es einen aus unserer Mannschaft treffen kann, war unvorstellbar», erinnerte sich Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier in der «Sport Bild» an jenen 21. Februar 2014.
«Die Momente waren sehr prägend, das vergisst man ein Leben lang nicht», sagte die siebenmalige Biathlon-Weltmeisterin vor den Winterspielen in Pyeongchang. In Sotschi war ihre Teamkollegin Evi Sachenbacher-Stehle nach Platz vier im Biathlon-Massenstart positiv getestet und anschließend aus dem Olympia-Team ausgeschlossen worden.
So etwas, glaubt DOSB-Präsident Alfons Hörmann, könne bei den Spielen in Pyeongchang nicht passieren. «Ich bin absolut davon überzeugt, dass unsere Kontrollsysteme funktionieren, in Deutschland intensiv getestet wird und die Athleten des Team D manipulationsfrei am Start sind», sagte Hörmann in der ersten Olympia-Woche.
Sachenbacher-Stehle hatte die Spuren des Stimulanz-Mittels Methylhexanamin in ihrem Köper mit einem verunreinigten Tee erklärt, den sie von einem Ernährungsexperten erhalten habe. Der Internationale Sportgerichtshof CAS folgte ihrer Argumentation, reduzierte die vom Biathlon-Weltverband IBU verhängte Zweijahressperre auf sechs Monate. Für Sachenbacher-Stehle, die danach ihre Sportkarriere beendete, eine Art Genugtuung: «Es war hart, von der IBU die gleiche Strafe auferlegt zu bekommen wie Athleten die vorsätzlich mit Epo oder sonstigen leistungssteigernden Substanzen versucht haben, zu betrügen.»
Vier Jahre danach blickt Evi Sachenbacher-Stehle kaum noch zurück. «Ich liebe es Mutter zu sein, die Zeit mit meinen Mädels zu genießen und nicht mehr ständig reisen zu müssen.» Mit ihren beiden Töchtern Mina und Greta sowie Ehemann Johannes Stehle, einem ehemaligen Skirennläufer, lebt die 37-Jährige mittlerweile in Fischen im Allgäu.
«Sehr selten», sagt sie, werde sie noch auf den Skandal angesprochen. «Er ist aber ein Teil meines Lebens und hin und wieder werde ich nach Hintergründen gefragt.» Ganz verheilen, sagt sie, werde die Wunde wohl nie, «dafür war der Schmerz zu tief. Aber ich habe gelernt, damit zu leben.» Sachenbacher-Stehle hat Ernährungsberatung studiert, nicht unbedingt wegen der Doping-Affäre. In Zukunft möchte sie etwas in Richtung Ernährungsberatung in Verbindung mit Fitness machen.
An ihre Sport-Karriere denkt sie trotz des unrühmlichen Endes «sehr gerne» zurück. «Ich durfte unvergessliche und emotionale Momente erleben.» Und falls die Töchter in die sportlichen Fußstapfen der Eltern treten wollen, «warum nicht?», fragt sie. Allerdings wäre es der Mutter «lieber wenn sie sich für Skilanglauf oder Biathlon anstatt Alpinskifahren entscheiden, das ist weniger gefährlich.»
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(dpa)