Neapel – Diesen Sieg wollten sich die Leipziger nicht kleinreden lassen. «Wir wussten schon, dass Neapel ein paar Spieler zunächst auf der Bank hat, die normalerweise von Anfang an dabei sind. Trotzdem ist der Gegner mit soviel Qualität bestückt», betonte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl.
Zurecht ließ sich seine Mannschaft von den mitgereisten 1500 Leipzig-Fans im Stadion minutenlang nach dem Abpfiff feiern.
3:1 nach 0:1-Rückstand beim SSC Neapel. So viele Tore gelangen lediglich dem Star-Team von Manchester City unter Superstar-Trainer Pep Guardiola beim 4:2-Sieg in der Champions-League-Gruppenphase bei den Neapolitanern in der bisherigen Saison. Fußball-Nationalspieler Timo Werner in der 61. und der dritten Minute der Nachspielzeit sowie Bruma (74.) machten den Hinspielsieg des Bundesligisten in der Zwischenrunde der Europa League am Donnerstagabend perfekt.
«Neapel war gut, aber wir waren einen Ticken besser», meinte Hasenhüttl. Völlig verausgaben mussten sich seine Spieler aber nicht, auf müde Leipziger braucht Eintracht Frankfurt im Bundesliga- Heimspiel am Montag nicht zu hoffen. Bis zum Rückspiel gegen Neapel (22.2.) haben die RB-Profis eine Woche Zeit.
Verdient war der Sieg auch in der Höhe, weil der Wille bei den RB-Profis größer war, dieses Spiel zu gewinnen. Zuviel war schon vorher in Neapel darüber gesprochen und spekuliert worden, dass der SSC sich voll und ganz dem Gewinn der ersten italienischen Meisterschaft seit 1990 widmen will. «Es ist auch verständlich, dass Neapel nicht mit letzter Konsequenz zu Werke gegangen ist, wie es gegen uns notwendig ist», meinte Hasenhüttl. Einen Punkt beträgt der Vorsprung auf Titelverteidiger Juventus Turin in der Serie A.
Was es zur Folge hat, nicht alles zu geben, zeigte sich vor der erwartet, dennoch auch erschreckend kleinen Kulisse von nur 14 554 Zuschauern. Nach der Führung durch Adams Ounas (52.), einer fünf neuen Spielern in der SSC-Startformation, stellte Neapel die weiteren Bemühungen ein. «Ohne Leidenschaft», meinte Trainer Maurizio Sarri.
«International kannst du nicht mit angezogener Handbremse spielen», betonte sein Kollege aus Leipzig. Für ihn und die gesamte RB-Delegation war es nicht nur ein womöglich vorentscheidender Sieg auf dem Weg in die nächste Runde, sondern indirekt auch einer im weiteren Kampf um den direkten Einzug in die Champions League.
Einer, der die Mannschaft weiter stärkt, denn zum einen beendete Werner seine Torflaute nach drei Spielen, zum anderen kehrte Emil Forsberg nach fast zwei Monaten gleich spielentscheidend in die Mannschaft zurück. «Ich wusste, dass er ihn im richtigen Moment anspielt, das ist sein Ding. Und ich wusste, dass Timo in der richtigen Position ist, um das Tor zu machen.» Forsberg hatte Werner zum 3:1 aufgelegt.
Wie weh dieser Treffer den Tifosi wirklich tat, blieb offen. Die SSC-Fans, die den Weg ins antiquiert wirkende Stadion San Paolo gefunden hatten, applaudierten sogar den Neapel-Profis beim Gang in die Kabinen. Die Ovationen für die Gäste aus Leipzig waren aber nachhaltiger.
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(dpa)