Seoul – Im Zuge seiner plötzlichen Annäherung an Südkorea will Nordkorea eine hochrangige Delegation und Sportler zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang im Februar entsenden.
Bei ihren ersten offiziellen Gesprächen seit zwei Jahren legten beide Länder im Grenzort Panmunjom ihre Vorschläge für die Zusammenarbeit bei den Spielen in Südkorea und für eine Verbesserung der Beziehungen vor.
Nordkorea habe angeboten, neben Regierungsvertretern und Athleten auch «Mitglieder des nationalen olympischen Komitees, Künstler, eine Fangruppe, ein Taekwondo-Showteam sowie Journalisten zu schicken», teilte der südkoreanische Delegationssprecher mit. Seoul will allerdings auch bei humanitären Fragen kooperieren und Militärgespräche aufnehmen.
Die Gespräche kamen nach überraschenden Entspannungssignalen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zustande. Kim hatte am Neujahrstag die Entsendung einer Abordnung zu den Winterspielen vom 9. bis zum 25. Februar im Nachbarland in Aussicht gestellt. Er drohte jedoch zugleich den USA erneut, die Atomwaffen seines Landes könnten das gesamte US-Festland erreichen.
Die südkoreanische Seite habe Nordkorea jetzt vorgeschlagen, dass Mannschaften beider Länder bei der Eröffnungs- und Schlussfeier der Winterspiele gemeinsam marschieren, sagte Vize-Vereinigungsminister Chun Hae Sung nach einer ersten Gesprächsrunde am Vormittag.
Darüber hinaus drängte Seoul aber auch auf neue Treffen zwischen Familien, die durch den Korea-Krieg (1950-53) auseinandergerissen wurden. Auch habe man Gespräche zwischen Militärs beider Seiten vorgeschlagen, um Zwischenfälle an der Grenze zu verhindern, hieß es. Es sei nötig, einen Dialog über den Frieden einschließlich der Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel aufzunehmen. Von Nordkorea sei zunächst keine besondere Reaktion gekommen. Beobachter sind skeptisch, ob Nordkorea auf Vorschläge zu Gesprächen über sein Atomprogramm eingehen wird.
Nordkorea öffnete jedoch nach Medienberichten am selben Tag eine vor knapp zwei Jahren abgeschaltete militärische Krisen-Telefonleitung zu Südkorea. Nordkorea habe den Süden darüber informiert, dass die Verbindung über die Hotline an der Westküste «wiederhergestellt» sei, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Regierung. In der vergangenen Woche hatten beide Länder bereits mehrere zivile Telefon- und Faxleitungen in Panmunjom wieder in Betrieb genommen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte am Montag mitgeteilt, nach den politischen Gesprächen sehr schnell darüber beraten zu wollen, wie eine Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen konkret umgesetzt werden könne. Für die Spiele in Pyeongchang hatten sich nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert, sich jedoch nicht fristgerecht angemeldet.
Die Gespräche auf südkoreanischer Seite von Panmunjom hätten hohe Erwartungen ausgelöst, sagte der nordkoreanische Delegationsleiter Ri Son Gwon. Er sei in der Hoffnung gekommen, diese «mit einer ernsten und glaubhaften Einstellung» zu führen, fügte der Vorsitzende des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes hinzu. Südkoreas fünfköpfige Delegation wurde von Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon angeführt. Die Gespräche sollten im Verlauf des Tags fortgesetzt werden.
China und Russland begrüßten die Gespräche zwischen beiden Koreas. «Nur über einen solchen Dialog ist eine Entspannung auf der koreanischen Halbinsel möglich», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. China hoffe, dass das erste offizielle Treffen der beiden Staaten seit zwei Jahren nur der Anfang sei, um die Spannungen auf der Halbinsel zu lösen, sagte Außenamtssprecher Lu Kang in Peking.
Südkorea hofft, über die Zeit der Olympischen Spiele und Paralympischen Winterspiele im März hinaus die Grundlage für eine dauerhafte Entspannung zu schaffen. Die Spannungen wegen des Atomstreits mit Nordkorea hatten sich im vergangenen Jahr nach zahleichen Raketentests des Landes und dem bisher stärksten Atomversuch zugespitzt. Insbesondere der verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und der Führung in Pjöngjang, die den USA eine feindselige Politik vorwirft, hatten die schlimmsten Befürchtungen ausgelöst.
Fotocredits: Ahn Young-Joon
(dpa)