Oslo – So ein Rennen hatte Linus Straßer gebraucht. Nach dem tollen dritten Platz beim Parallel-Slalom von Oslo geht der deutsche Skirennfahrer optimistisch in die entscheidenden drei Januar-Wochen mit dem Kampf um sein Ticket für die Olympischen Spiele.
Um sicher in Südkorea dabei zu sein, benötigt der Münchner Technik-Spezialist im Weltcup einen Platz unter den besten Acht und zwei Top-15-Ränge – der City-Event in Norwegen am Neujahrstag zählte nicht dazu. «Das schafft er schon», sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier betont entspannt zu Straßers Chancen auf die Qualifikation für den Saisonhöhepunkt, wohl wissend, dass es im schlimmsten Fall sogar ein Hintertürchen gibt.
Mit der Leistung in Norwegen sollten vordere Platzierungen bei den vor der Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anstehenden Rennen in Zagreb, Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming möglich sein. Das weiß der Deutsche Skiverband (DSV), das weiß auch Straßer. «Für mich ist es nur eine Frage der Zeit mit der Olympia-Quali», sagte er nach seinem Podiumscoup am Holmenkollen. Dabei war er im TV-Interview überrascht, dass das Rennen nicht für die Norm zählt und er das Ticket nach Südkorea nicht schon fix hatte.
Nachdem der 25-Jährige in Runde eins Mit-Favorit Henrik Kristoffersen aus Norwegen ausgeschaltet hatte, siegte er auch im Viertelfinale gegen Daniel Yule aus der Schweiz und im kleinen Finale gegen den Briten Dave Ryding. Nur der spätere Sieger André Myhrer aus Schweden war im Halbfinale zu stark für den Fahrer vom TSV 1860 München. «Das kann er halt», lobte Sportdirektor Maier seinen Schützling, der im Vorjahr den City-Event in Stockholm sensationell gewonnen hatte.
Jetzt geht es darum, auch in normalen Slaloms nach vorne zu fahren. In den drei Torläufen der bisherigen Olympia-Saison sprang nur ein 20. Platz heraus, zweimal verpasste Straßer die Punkte. In den vier Torläufen der bisherigen Olympia-Saison sprangen die Plätze 20 und 21 heraus, zweimal schied Straßer aus. «Linus hat die Qualität, an der zweifelt keiner», sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur. «Im Team gibt es keine Diskussion darüber, auch wenn die Rennen bislang nicht so gelaufen sind. Aber Linus ist ein extrem cooler Athlet, der die Lücke ein wenig schließen kann, die hinter Felix und Stefan aufgerissen ist.» Die Medaillenkandidaten Felix Neureuther und Stefan Luitz fehlen wegen Kreuzbandrissen in Südkorea.
Straßers Klasse in Parallel-Rennen soll beim olympischen Team-Event helfen – und da wird er wohl auf jeden Fall an den Start gehen dürfen. Der DSV hat nämlich die Möglichkeit, Sportler für diesen Wettkampf zu nominieren, auch wenn sie die DOSB-Norm nicht geschafft haben. In dem Fall könnte der Rennfahrer mit dem Lockenkopf aber nicht in den Einzel-Wettkämpfen in Slalom und Riesenslalom starten.
Also soll die Startberechtigung über den sportlichen Weg und nicht über eine Sondergenehmigung her, am besten gleich am Donnerstag (12.45/16.30 Uhr) in Zagreb. Die Euphorie von Oslo will Straßer mitnehmen nach Kroatien. Bei Instagram schrieb er: «Ok 2018, so kann es weitergehen.»
Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)