London – Die glorreiche Karriere von Darts-Legende Phil Taylor ist ohne den ersehnten 17. WM-Titel zu Ende gegangen.
Der 57-jährige Engländer verlor das Finale in London deutlich mit 2:7 gegen Landsmann Rob Cross, der seine Premierensaison als Profi gleich mit dem Weltmeister-Titel krönte. «The Power» verpasste das perfekte Ende einer Laufbahn, die im Darts-Sport ihresgleichen sucht.
Überraschend war Taylor, der als gefährlicher Außenseiter in sein letztes Turnier gestartet war, noch einmal ins Finale gekommen, wo er sich allerdings chancenlos einem überragenden Cross geschlagen geben musste. Dieser schlug nach Topfavorit und Titelverteidiger Michael van Gerwen auch den Rekord-Weltmeister. In seinem 21. WM-Finale verlor Taylor zum fünften Mal.
Die Fans verwandelten den Alexandra Palace im Londoner Norden von Anfang an in eine Phil-Taylor-Fanarena. Sein letzter Walk-On zur Musik von Snap «I’ve got the power» wurde noch einmal extra inszeniert, alte Taylor-Bilder aus dem vergangenen Jahrtausend wurden auf der Leinwand gezeigt und lautstark bejubelt. Das «Taylor Wonderland», der Standard-Song in den vergangenen knapp 30 Jahren, wurde an diesem Abend von den knapp 3500 Fans noch einmal besonders häufig getrellert.
Am Darts-Board bestimmte aber sein Gegner, auch «Voltage» genannt, den Ton. Cross ließ sich bei seinem ersten WM-Finale absolut keine Nervosität anmerken und gewann den ersten Satz, als Taylor offenbar noch mit den Emotionen seines letzten Einmarschs beschäftigt war. Auch im zweiten Satz konnte «The Power» die Scoring-Power seines weit jüngeren Rivalen nicht kontern. Cross gelang ein starkes Finish von 167 Punkten für die frühzeitige 2:0-Führung. Als Cross auch den dritten Satz dominierte und nur wenige Minuten später eine 153 zum 3:0 checkte, schien eine Vorentscheidung gefallen.
«No Phil, no party» hieß es auf einem großen Schild in der ausverkauften Arena. Taylor schien es sich zu Herzen zu nehmen und stabilisierte sich nach seinem Fehlstart. Als er seinen ersten Satz gewonnen hatte, grinste er und warf demonstrativ einen weiteren Pfeil mit Wucht in die Scheibe. In der Folge nahm die Darts-Legende gar Kurs auf seinen ersten WM-Neun-Darter: Doch nach acht perfekten Darts fehlte nur ein Millimeter auf die Doppel-12. Cross gewann das Leg und setzte sich dann auf 5:1 ab.
Taylor spielte einen ordentlichen Schnitt, konnte aber in den meisten Legs nicht das Tempo von seinem Landsmann halten. Deutlich häufiger als seinem Rivalen gelangen Cross Aufnahmen von über 140 Punkten, auch auf die Doppelfelder agierte der eigentliche Außenseiter außergewöhnlich stark. Beim Stand von 1:5 feierte Taylor den Gewinn einzelner Legs schon mit einem Schuss Selbstironie – an eine Chance für seinen 17. WM-Titel glaubte er da nicht mehr.
Der herausragend aufgelegte Cross legte nach und schlug Taylor letztlich in einer Deutlichkeit, wie es sie in einem WM-Finale seit neun Jahren nicht mehr gab. Den letzten Satzgewinn Taylors feierten die Zuschauer wie einen Sieg.
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(dpa)