Madrid – Der 270. Clásico birgt mehr Zündstoff als sonst. Mitten in den politischen Turbulenzen nach der Katalonien-Wahl steht zwar der Sport im Vordergrund. Doch beim Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona könnte schon vor Ende der Hinrunde der La Liga eine Vorentscheidung fallen.
Nach 16 Spieltagen liegen die Katalanen bereits elf Punkte vor den Königlichen, die ein Spiel weniger haben. Ein Sieg der Gäste am Samstag (13.00 Uhr) um Nationaltorwart Marc-André ter Stegen und Superstar Lionel Messi würde die Titelverteidigungs-Träume von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, Weltmeister Toni Kroos & Co. praktisch zum Platzen bringen.
Real-Käpitän Sergio Ramos weiß, um was es geht: «Aufgrund unserer Situation ist ein Sieg am Samstag sogar mehr als eine Pflicht für uns.» «Es ist ein Finale», titelte die Madrider Sportzeitung «El Mundo» groß auf Seite eins. Fußball paradox: Obwohl Real Madrid mit dem jüngsten Triumph bei der Club-WM den fünften Titel des Jahres gewann und somit einen Vereinsrekord aufstellte, droht dem Team von Trainer Zinedine Zidane bei einer Pleite eine Krise. Bei Real zählen eben nur Titel. «Wir wollen stets immer mehr», sagte dieser Tage der ehrgeizige Club-Boss Florentino Pérez.
Dabei ist ein Sieg von Barça alles andere als unwahrscheinlich. Während Real in der Liga schwächelt und auch in der Champions League mehr Mühe als sonst hatte, präsentieren sich die Katalanen seit Wochen in konstant guter Form. Nachdem man im August im spanischen Supercup Real zwei Mal unterlag, ging es für das Team von Neutrainer Ernesto Valverde nur noch bergauf. In 24 Begegnungen gab es 19 Siege und fünf Remis. Pleiten? Null.
Wie viel Zuversicht bei den Katalanen herrscht, beweist eine Aussage von Mittelfeldmann Ivan Rakitic: «Wir wollen gewinnen.» Ein 1:0 reiche ihm schon, am liebsten wolle er auch einen Treffer erzielen und Real mit 4:0 schlagen, so der Ex-Schalker. Der Brasilianer Paulinho schwärmt: «Wir machen eine wunderbare Zeit durch, wir haben enorm viel Selbstvertrauen.»
Ter Stegen verrät das Erfolgsrezept. «Nach diesen Niederlagen (im Supercup) haben wir gemerkt, dass wir noch härter arbeiten und alle an einem Strang ziehen mussten», sagte der 25-Jährige diese Woche im Interview der Zeitung «El País». Valverde habe inzwischen dem Team «seinen Stempel aufgedrückt».
Der Ex-Mönchengladbacher geht ins Duell im Santiago Bernabéu mit deutlich besserer Form als Landsmann Toni Kroos. Während der Real-Profi zuletzt häufiger blass blieb, erntet ter Stegen Woche für Woche viel Lob. «Er hält auch das Unhaltbare», schrieb etwa «El País». Die Zahlen sprechen für sich: In 23 Begegnungen musste der Deutsche diese Saison nur acht Mal den Ball aus dem eigenen Netz holen. 14 Mal spielte er zu Null.
Bei einem Sieg würde Barcelona mit 45 Punkten aus 17 Runden nicht nur seine Position als Tabellenführer festigen, sondern auch Geschichte schreiben: Man könnte nach dem 4:0 in der Spielzeit 2015/16 und dem 3:2 in der letzten Saison erstmals drei Liga-Siege in Serie im Bernabéu einfahren.
Um das zu verhindern, setzen die Hausherren in erster Linie auf Cristiano Ronaldo. Der Portugiese hat in der Liga bisher zwar nur vier Tore erzielt, ist aber zur Stelle, wenn er wirklich benötigt wird. So war es im Frühjahr beim letzten Champions-League-Triumph und auch mit seinem Tor beim 1:0 im Club-WM-Finale gegen Gremio Porto Alegre.
Der 32-Jährige ist angeschlagen und konnte drei Tage nicht trainieren – nach Medienberichten ist sein Einsatz aber nicht in Gefahr. Die Fans – 650 Millionen Menschen werden das Spiel weltweit live verfolgen – dürfen sich also auf das ewige Duell mit Messi freuen. Im Estadio Santiago Bernabéu ist der 30 Jahre alte Argentinier aber häufig besser als sein Rivale. Messi erzielte in Madrid 13 seiner 23 Clásico-Tore. «CR7» kommt gegen Barça insgesamt auf 17 Treffer, daheim durfte er allerdings nur fünf eigene Torerfolge bejubeln.
Fotocredits: Enrique de la Fuente
(dpa)