Frankfurt/Main – Sport-Legende Boris Becker gab sich bei seiner Stippvisite in der Frankfurter Alten Oper wortkarg, der als «Sportler mit Herz» gewürdigte Formel-1-Champion Nico Rosberg plauderte dagegen aufgeräumt über seinen Renn-Ruhestand.
«Ich habe noch in keiner Sekunde bereut, dass ich zurückgetreten bin. Es ist eine wunderschöne Situation zuhause mit den zwei kleinen Kindern. Das ist ein Traum», berichtete Rosberg am Samstagabend beim 36. SportpresseBall.
Als Rock-Röhre Anastacia vor ihrem Live-Act zu mitternächtlicher Stunde Bergsteiger Reinhold Messner die Pegasos-Trophäe für die Auszeichnung als «Legende des Sports» überreichte, applaudierte auch Rosberg. Becker hatte sich da längst in eine VIP-Lounge zurückgezogen. Das Tennis-Idol war zu Beginn der Veranstaltung nachträglich noch einmal mit der gleichen Ehrung bedacht worden, die ihm bereits 2008 verliehen wurde. Damals aber ohne Trophäe, die erst 2014 eingeführt wurde.
So kam es zum Novum, dass an einem Abend gleich zwei «Legenden des Sports» geehrt wurden. «Das ist für mich natürlich eine große Ehre. Ich freue mich immer über die Erinnerungen an meine Jugend. Der Sport hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. In guten wie in schlechten Zeiten», sagte Becker.
Mit der besonderen Geste würdigten die Veranstalter Beckers Verdienste um den deutschen Sport. «Boris Becker ist und bleibt ein Kämpfer, und das finde ich herausragend», sagte Ball-Organisator Jörg Müller. Erst vor gut zwei Monaten war Becker, der am 22. November 50 Jahre alt wird, als Herren-Chef zum Deutschen Tennis-Bund zurückgekehrt.
Für Rosberg, der den Preis gemeinsam mit Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause erhielt, ist eine Rückkehr in den Formel-1-Zirkus dagegen kein Thema. «Ein Comeback ist ausgeschlossen. Ich habe alles erreicht. Und in meinem neuen Leben läuft es genau in die richtige Richtung», sagte der Weltmeister von 2016.
Seinem ehemaligen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton, mit dem ihn eine große Rivalität verband, habe er nach dessen Titelgewinn vor knapp einer Woche gratuliert. «Ich bin ja nicht mehr im Wettkampf mit ihm, das macht es einfacher für mich. Er hat den Erfolg verdient, denn er hat ein riesiges Jahr hingelegt», sagte Rosberg.
Obwohl er die WM intensiv verfolge, habe er seinen Rücktritt vor einem Jahr noch zu keiner Sekunde bereut. «Ich vermisse nichts, ich habe komplett mit dem Rennsport abgeschlossen», sagte der 32-Jährige. «Ich genieße es, dass der Kalender nicht mehr Herr über mein Leben ist.»
Das wird jetzt vor allem durch die Familie bestimmt. «Meine zwei Töchter sind ein großes Geschenk, für das ich unglaublich dankbar bin», erklärte Rosberg. Auch wenn die knapp zwei Monate alte Naila ihren Papa ganz schön auf Trab hält. Für Rosberg heißt es jetzt nämlich Windeln und Füttern statt Bremsen und Gas geben.
«Ich bin voll dabei, mache alles. Das ist die Neuzeit, dass man als Vater richtig anpackt», berichtete er stolz und fügte augenzwinkernd hinzu: «Ich bin extra hierhergekommen, um einen tollen Schlaf zu haben. Das ist ein bisschen zu kurz gekommen in letzter Zeit.»
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(dpa)