Berlin – Kristina Vogel beschleunigte noch einmal auf Tempo 60, dann senkte sie den Kopf. Ganz knapp sind die Golden Girls von London beim Bahnrad-Heimspiel in Berlin am Europameistertitel vorbeigerast.
Vogel und Welte verloren das Finale im Velodrom gegen Angstgegner Russland, sicherten sich aber wie die Männer im Teamsprint die Silbermedaille. So durften sich die Gastgeber über einen ordentlichen Start bei der Heim-EM freuen, auch wenn der Vierer in der Mannschaftsverfolgung knapp an Bronze vorbeifuhr.
Gold bei Olympia und WM hatten Vogel und Welte bereits geholt, nur der EM-Titel fehlte noch in ihrer beachtlichen Medaillensammlung. Doch wie schon in den Jahren 2013 bis 2015 war Russland – diesmal in der Besetzung Anastasija Woinowa und Daria Schmelewa – vor 1600 Zuschauern einen Tick schneller. Am Ende fehlten 24 Hundertstelsekunden zum EM-Titel.
«Hätte, hätte, Fahrradkette. Na gut, es ist der Anfang der Saison. Wir haben eine Medaille. Wir haben uns erstmal orientiert. Und wenn es nicht dieses Jahr ist, dann halt nächstes Jahr», sagte Vogel. Welte fügte hinzu: «Wir sind ein wenig enttäuscht. Wir wollten unbedingt diesen Titel gewinnen.»
Auch für die deutschen Teamsprinter reichte es nicht ganz zum großen Coup. Robert Förstemann (Berlin), Maximilian Levy (Cottbus) und Joachim Eilers (Chemnitz) lieferten im Finale einen großen Kampf, waren in 43,337 Sekunden gegen Frankreich (43,254) aber knapp unterlegen. Doch allein schon der Final-Einzug war ein großer Erfolg, noch bei der WM im Frühjahr hatte die deutsche Mannschaft mit Platz zwölf enttäuscht.
Deutlich formverbessert war auch der deutsche Vierer, der ganz knapp seine erste internationale Medaille seit 2014 verpasste. Felix Groß (Leipzig), Theo Reinhardt (Berlin), Domenic Weinstein (Villingen) und Kersten Thiele (Erfurt) verloren in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung in 3:58,435 Minuten das kleine Finale gegen Russland (3:57,517). Die letzte Medaille holte das BDR-Team mit Platz zwei bei der EM in Grenchen 2014. Gold ging an die Franzosen (3:55,780), die sich im Finale gegen Italien (3:55,986) durchsetzten.
Einen Schock gab es gleich zum Auftakt in der Mannschaftsverfolgung der Frauen, als der deutsche Vierer heftig stürzte. Wenige Runden vor Schluss kam es im Lauf gegen den britischen Vierer beim BDR-Team zu einer Berührung zwischen Ex-Straßen-Weltmeisterin Lisa Brennauer (Durach) und Gudrun Stock (München). Daraufhin gingen Brennauer, Charlotte Becker (Berlin) und Lisa Klein (Erfurt) zu Boden.
Brennauer erlitt bei dem Sturz eine heftige Prellung im Gesicht. Auch Becker und Klein trugen Prellungen und Schürfwunden davon. «Es tut mir leid. Ich bin zu nah ans Hinterrad gefahren. Es ist schade, es wäre viel drin gewesen», sagte Brennauer, die nach einer ersten Untersuchung offenbar keinen Knochenbruch im Gesicht davongetragen hat. Becker wollte die linke Schulter noch einmal untersuchen lassen. Ihrer Teamkollegin Brennauer war sie aber nicht böse: «Lisa macht sich voll die Vorwürfe, muss sie aber nicht.» Das Quartett war am Vortag in der Qualifikation noch in 4:25,355 Minuten deutschen Rekord gefahren. Gold gewannen anschließend Italien.
Ex-Weltmeister Lucas Liß verpasste indes im Scratch eine Medaille. Der Mann aus Bergkamen belegte den 15. Platz, es siegte der Franzose Adrien Garel. Im Ausscheidungsfahren der Frauen erreichte Romy Kasper (Forst) Platz sieben, den Titel gewann Kirsten Wild aus den Niederlanden.
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(dpa)