Liverpool – Der FC Liverpool und sein deutscher Nationalspieler Emre Can haben die Champions-League-Träume der TSG Hoffenheim wie ein Orkan weggefegt.
Nach der 1:2-Niederlage vor einer Woche verlor der Fußball-Bundesligist auch das Rückspiel dieser Playoff-Runde bei der Mannschaft von Jürgen Klopp mit 2:4 (1:3). Can schoss die Reds mit zwei Toren in der 10. und 21. Minute als fünften englischen Club in die Königsklasse, während den Hoffenheimern in ihrer ersten internationalen Saison immerhin noch die Teilnahme an der Europa League bleibt. Zu mehr fehlten ihnen zumindest an diesem Abend an der Anfield Road noch die Nerven und die Reife.
«Das ist einfach nur geil. Wir sind alle glücklich, dass wir in der Champions League sind», sagte der überragende Can im ZDF. Schon nach gut 20 Minuten lag die Mannschaft von Julian Nagelsmann mit 0:3 zurück, da neben Can auch noch der 42-Millionen-Euro-Einkauf Mohamed Salah (18.) für Liverpool traf. Der eingewechselte Mark Uth (29.) und Sandro Wagner (79.) brachten Hoffenheim zwar auf 1:3 und 2:4 heran, doch auch das änderte nichts daran, dass weiterhin keine deutsche Mannschaft ein Europacup-Spiel an der Anfield Road gewinnen konnte. Der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino hatte mit dem 4:1 nach gut einer Stunde schon endgültig für die Entscheidung gesorgt (63.).
«Das tut einfach weh. Wir haben die ersten 20 Minuten komplett verschlafen und verdient verloren. Das war ganz bitter heute», sagte Wagner. «Das ist sehr hart. Mir fehlen gerade ein bisschen die Worte», gab der schuldlose Hoffenheimer Torwart Oliver Baumann zu.
Dabei hatte Nagelsmann vor der Partie noch die Parole «Ehrfurcht nein, Vorfreude ja» ausgegeben. «Ich habe ein sehr gutes Gefühl und freue mich auf das Spiel. Es wird ein tolles Erlebnis auch für meine Spieler», sagte der Trainer vor dem Anpfiff im ZDF. Doch nur wenige Augenblicke nach dem stimmungsvollen Einlaufen mit der Hymne «You’ll never walk alone» war es mit der Freude für die Hoffenheimer vorbei.
Von der ersten Minute an geriet 1899 unter Druck, weil Liverpool mit hohem Tempo und beeindruckend geradlinig nach vorne spielte. Das Klopp-Team demonstrierte eindrucksvoll, dass es den Vorsprung aus dem Hinspiel nicht nur halten wollte. Can & Co. suchten die schnelle Entscheidung – was ihnen in fulminanten 20 Anfangsminuten auch teilweise atemberaubend gelang. Hoffenheim wirkte (zu) stark beeindruckt von der Atmosphäre und dem Liverpooler Druck. Den Gästen unterliefen viele leichte Fehler im Spielaufbau.
Die 2000 mitgereisten Hoffenheimer Fans – einige von ihnen rund 50 Stunden mit dem Bus hin und zurück unterwegs – mussten diese Ouvertüre erst einmal verdauen. Der 18 Jahre alte Hinspiel-Torschütze Trent Alexander-Arnold scheiterte zunächst mit einem Freistoß (3.) ebenso wie Sadio Mané nach einem feinen Außenristpass von Firmino (4.) an Baumann.
Doch dann zelebrierten die Reds Hochgeschwindigkeits- und Präzisionsfußball vom Feinsten. Vor allem die rechte Hoffenheimer Abwehrseite wirkte überfordert. Nach einer Mané-Vorlage mit der Hacke schloss Can zum 1:0 ab – TSG-Kapitän Kevin Vogt fälschte den Ball noch unglücklich ab. Acht Minuten später beschleunigte Firmino auf der linken Liverpooler Angriffsseite und passte in die Mitte zu Georginio Wijnaldum. Dessen Schuss an den Pfosten staubte Mohamed Salah aus kurzer Distanz zum 2:0 ab.
Und der achtmalige Europacup-Sieger ließ im ungleichen Duell mit dem Europacup-Debütanten nicht nach. Der überragende Can erhöhte nach tollem Zusammenspiel von Mané und Firmino auf 3:0. «Wir wollen es zu Ende bringen und uns unseren eigenen Traum erfüllen», hatte Klopp gesagt. Sein Kollege Nagelsmann reagierte auf den Alptraum-Anfang und brachte schon nach 24 Minuten Uth für den Norweger Havard Nordtveit.
Nach dem Wechsel und der System-Umstellung vom 3-5-2 zum 4-2-3-1 wurde es etwas besser. Uth gelang das 1:3, nachdem der engagierte Serge Gnabry kurz zuvor noch aus guter Position verzogen hatte (25.).
Doch Liverpool machte auch nach der Pause einfach weiter. Trotz der 3:1-Führung spielten die Reds mit Wucht und Energie nach vorne. Mané prüfte Baumann (58.), Nagelsmann probierte es noch mit Adam Szalai für Gnabry (56.) und Jeremy Toljan für Pavel Kaderabek (64.). Nach dem Tor von Firmino gelang dem deutschen Nationalspieler Wagner zwar noch das 2:4, das ersehnte Anfield-Wunder aber blieb aus.
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(dpa)