Freiburg – Nach dem bitteren Europapokal-Aus ist Christian Streich als Psychologe gefordert. Der Schock bei den Freiburger Profis saß tief, soll sich aber nicht negativ auf den Auftakt im DFB-Pokal und in der Bundesliga auswirken.
In jedem Fall aber nimmt der Sport-Club eine tiefe Enttäuschung mit in den Endspurt der Vorbereitung, in der die Grundlagen für das primäre Ziel Klassenverbleib gelegt werden. «Jetzt haben wir eine Ohrfeige bekommen – und zwar berechtigt», räumte Trainer Streich ein. «Wir wissen, dass wir vor einer sehr, sehr anspruchsvollen Saison stehen.»
Ohne eine weitere Nacht in Slowenien hatten sich die Breisgauer nach dem 0:2 im Rückspiel beim slowenischen Überraschungsteam NK Domzale auf den Heimweg gemacht. Für Torjäger Nils Petersen und Co. war es nach dem Abpfiff schwer zu begreifen, dass das Abenteuer Europa League schon in der dritten Runde der Qualifikation beendet war.
«Es tut weh, dass die ganze letzte Saison verkorkst ist», sagte Petersen. Er sprach von einer bitteren Pille, die erst einmal verdaut werden müsse. «Ich glaube nicht, dass wir das innerhalb von ein, zwei Tagen abschütteln können. Das müssen wir erst einmal aus den Köpfen rauskriegen.» Die Herausforderung zweier Pflichtspiele vor dem Saisonstart war für den SC zu groß.
Eine gute Woche bleibt dem Bundesliga-Siebten der zurückliegenden Spielzeit nun bis zum DFB-Pokalauftritt bei Germania Halberstadt, um sich mental wieder aufzurichten. «Wir müssen schauen, dass wir da nicht in die Bredouille kommen», warnte Petersen, dessen Tor aus dem Hinspiel als einziger Treffer in zwei Duellen mit Domzale zu wenig war. Vor allem bis zur ersten Ligaaufgabe gegen Eintracht Frankfurt muss sich die Mannschaft steigern.
Schließlich lag es nicht nur am Fehler des jungen türkischen Innenverteidigers Caglar Söyüncü, der kurz nach der Pause einen Elfmeter verursachte. Streich wurmten die mangelnde Präzision im Passspiel und die fehlende Torgefahr. Ausreden gab es keine. Streich: «Wir haben verdient verloren. Wir waren nicht gut genug.»
Vor dem abschließenden Test gegen den FC Turin am Sonntag zeigte sich gegen Slowenen auch, wie schwierig die Abgänge der Stammkräfte Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp zu kompensieren sind. Bisher stehen nur Innenverteidiger Philipp Lienhart und Offensivspieler Bartosz Kapustka auf der Seite der Zugänge. Abwehrmann Lienhart hinterließ einen guten Eindruck. Der polnische Nationalspieler Kapustka spielte noch keine Rolle.
Bei aller Enttäuschung kann das Ausscheiden auch Vorteile haben. Der Fokus der Freiburger liegt nun auf nationaler Ebene. Der Sport-Club muss den Spagat zwischen internationalen Spielen und Bundesliga nicht über Monate durchziehen – das hätte erhebliche Probleme mit sich bringen können.
Wie in der Saison 2013/2014. Als Fünfter hatten sich die Freiburger direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und waren dann nach der Bundesliga-Vorrunde stark abstiegsgefährdet. Sportvorstand Jochen Saier hatte schon in der Halbzeit in Ljubljana im SWR davon gesprochen, dass die Doppelbelastung eine Herkulesaufgabe sein würde.
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(dpa)