Paris – Der kostspieligste Transfer in der Geschichte des Fußballs ist perfekt. Für 222 Millionen Euro wechselt der brasilianische Offensiv-Star Neymar vom FC Barcelona zum ehemaligen französischen Serien-Meister Paris Staint-Germain.
Der 25-Jährige hat einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, wie der Hauptstadtclub bekannt gab. «Ich bin extrem glücklich, mich Paris Saint-Germain anzuschließen. Seit ich in Europa angekommen bin, war der Club einer der mit den größten Ambitionen», sagte Neymar.
Mit den 222 Millionen Euro sind Neymar und sein neuer Arbeitgeber PSG in eine neue finanzielle Dimension vorgestoßen. Der
bisher teuerste Transfer, Paul Pogba vor einem Jahr von Juventus Turin zu Manchester United, lag bei 105 Millionen Euro. Am Freitag soll Neymar in Paris offiziell vorgestellt werden, am Samstag könnte er gegen SC Amiens bereits sein erstes Ligaspiel für den neuen Club bestreiten.
Der Wechsel Neymars dürfte auch auf dem internationalen Spielermarkt für weitere Bewegung sorgen. Barcelona wird wohl einen Teil der 222 Millionen Euro auch nutzen, um Ersatz für den Brasilianer zu holen, der am Donnerstag nach langem Hin und Her über seinen gesetzlichen Vertreter selbst die festgeschriebene Ablösesumme bei seinem bisherigen Club hatte hinterlegen lassen.
«Mit großer Freude und großem Stolz heißen wir Neymar Jr bei Paris Saint-Germain willkommen», sagte Clubpräsident Nasser al-Khelaifi. «Er ist einer der besten Spieler des Weltfußballs. Seine Siegermentalität, seine Charakterstärke und sein Sinn für Führung machen ihn zu einem großartigen Spieler.» Mit der Ankunft von Neymar komme man dem Ziel näher, «unsere größten Träume zu realisieren.»
PSG will in diesem Jahr einen neuen Anlauf für den ersehnten Gewinn der Champions League nehmen. Neymar betonte, die «größte Herausforderung» sei es, «dass ich dem Club helfen will, die Titel zu erobern, die die Fans immer wollten. Paris Saint-Germains Ambitionen hat mich zu diesem Club gezogen, dazu kommen die Leidenschaft und die Energie.» Er wolle den «Millionen Fans» auf der Welt Freude bereiten.
Während seiner Zeit bei den Katalanen gewann Neymar einmal die Champions League, einmal die Club-WM und einmal den Super Cup, zweimal holte er mit Barcelona die spanische Meisterschaft, dreimal den Pokal. Vor allem mit seinen südamerikanischen Angriffskollegen Lionel Messi (Argentinien) und Luis Suárez (Uruguay) bildete er ein erfolgreiches Trio.
Dem Transfer war ein tagelanges Hin und Her vorausgegangen. Am Donnerstag hatten die spanische Liga und ihr Boss Javier Tebas die Annahme des Ablöse-Schecks medienwirksam zurückgewiesen und PSG Verletzung des
Financial Fairplays vorgeworfen. Die katarischen Ölscheichs, die bei PSG das Sagen haben, beschuldigte Tebas des «finanziellen Dopings». Die französische Liga reagierte darauf mit Unverständnis und forderte die spanischen Verantwortlichen auf, diese Blockadehaltung aufzugeben. Man unterstütze PSG und wünsche sich Neymar in der Ligue1, hieß es in einem Statement.
Selbst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßte bereits einen Wechsel Neymars. Beim Besuch einer Ferienveranstaltung für Kinder traf er am Donnerstag auch PSG-Chef al-Khelaifi – und gratulierte ihm nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP: «Herzlichen Glückwunsch, ich habe gehört, dass es gute Nachrichten gibt.»
Die Europäische Fußball-Union UEFA versicherte auf Anfrage noch einmal: «Alle Vereine in Europa müssen die Regeln des Financial Fairplays respektieren und zeigen, dass sie nicht höhere Verluste als 30 Millionen Euro in drei Jahren haben.» Der Transfer Neymars würde für die Finanzen von PSG Auswirkungen über Jahre hinweg haben. Allerdings kann der Einfluss nicht vorab beurteilt werden, zumal PSG einige Spieler noch für signifikante Summen verkaufen könnte.
Der Präsident des FC Barcelona, Josep Bartomeu, hatte jüngst in einem Interview der Nachrichtenagentur AP gesagt, dass man die Ausstiegsklauseln unmöglich ziehen könne, ohne gegen das Financial Fairplay zu verstoßen.
Schon vor dem Hickhack löste der geplante Transfer neben Euphorie in Frankreich auch Empörung und Unverständnis aus. «Im Fußball gibt es seit einiger Zeit Unanständigkeit. Und hier wird ein Gipfel erreicht», schrieb «Le Journal de la Haute-Marne». Es handle sich vor allem um ein Marketingobjekt, für das die Katarer an der Spitze des neuen Vereins von Neymar teuer bezahlen würden, kommentierte das Journal.
In der Tat erscheinen die Zahlen irrwitzig, über die internationale Medien neben der festgeschriebenen Ablösesumme berichten. Der britische Sender Sky UK schrieb von einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro, darin sollen Ablösesumme, Bonuszahlungen und Gehalt enthalten sein. Dem Bericht zufolge hat Neymar einem Vertrag über fünf Jahre zugestimmt. Pro Jahr soll der 25 Jahre alte Brasilianer 30 Millionen Euro bekommen.
In Paris wird Neymar unter anderem auf seine Landsmänner Thiago Silva und Dani Alves treffen, zudem auf die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Keeper Kevin Trapp. Und Neymar ist wohl die Rolle des unbestrittenen Superstars gewiss – kein Lionel Messi mehr neben ihm, wie beim FC Barcelona, oder auch kein Luis Suárez mehr, der sich am Donnerstag noch einmal via Instagram verabschiedete: «Mein Freund, ich wünsche dir das Beste für das, was kommt!»
Was man sich für 222 Millionen Euro im Sport kaufen kann:
1 Saison Spieler und Trainer in der 2. Fußball-Bundesliga: 2015/16 gaben nach Zahlen der Deutschen Fußball Liga (DFL) die 18 Clubs rund 202,6 Millionen Euro für die Gehälter aus.
1,5 Jahre Spitzensport: Deutschland stellt im laufenden Jahr 167 Millionen Euro für den deutschen Leistungssport bereit. 2018 will der Bund mehr geben – doch sicher nicht so viel wie die Neymar-Ablöse.
2 Olympia-TV-Wochen: Der Eurosport-Mutterkonzern Discovery zahlt dem IOC für die europäischen TV-Rechte der kommenden vier Olympischen Spiele 1,3 Milliarden Euro – etwa 100 Millionen pro Wettkampf-Woche.
5 Jahre DFB-Ausrüstung: In einem Vierjahresvertrag ab 2018 zahlt Adidas dem Deutschen Fußball-Bund jährlich 50 Millionen Euro – und ist damit der wichtigste Sponsor. Bis dahin soll der Sportartikelhersteller noch 25 Millionen pro Jahr zahlen.
6 Top-Bundesliga-Tranfers: Corentin Tolisso, Javi Martínez, Mats Hummels, Mario Götze, Arturo Vidal und Julian Draxler – den Bayern und Wolfsburg waren sie insgesamt rund 230 Millionen Euro wert.
Die teuersten Transfers der Fußball-Geschichte
Fotocredits: Uefa Handout
(dpa)