Romans-sur-Isere – Christian Knees wurde in den letzten vier Jahren nicht in den Tour-Kader seines Sky-Rennstalls berufen. Bei der laufenden Tour de France ist der lange Bonner einer der wichtigsten Helfer des großen Favoriten Christopher Froome.
Die große Ära von Froome erlebte er nur vor dem Fernseher. Die Wahl ins britische Super-Team Sky fiel erst in diesem Jahr wieder auf Christian Knees, der sich im stolzen Alter von 36 Jahren zu einem der wichtigsten Helfer des großen Favoriten auf den Gesamtsieg 2017 hochstrampelte. «Ich habe die Jahre immer wieder probiert, ins Tour-Team zu kommen. Das ist ein harter Kampf. Sky ist nicht umsonst das beste Team der Welt. Ich habe dieses Jahr ein Stück mehr überzeugen können und war mit dem Start in Düsseldorf extra motiviert», sagte Knees zur gelungenen Selektion.
Die viermalige Nicht-Berücksichtigung beruhte vielleicht auch auf einem Missverständnis. 2012 hatte Knees mitgeholfen, Sir Bradley Wiggins zum ersten britischen Toursieger zu machen. Seither wurde der lange Bonner einem imaginären Lager des internen Froome-Konkurrenten Wiggins zugerechnet. «Das wurde falsch interpretiert. Auch bei Wiggins damals war ich nicht sein bester Kumpel, ich habe meinen Job gemacht. Da gab es nie ein Lager und nie einen Diskussionsbedarf», sagte der deutsche Ex-Meister der Deutschen Presse-Agentur.
Sein Sportlicher Leiter Nicolas Portal ist begeistert von Knees: «Im Flachen kann er die ganz großen Gänge treten. Zusammen mit Luke Rowe ist er da unser wichtigster Mann.» Froomes größter Trumpf ist die Mannschaft. Das weiß der 1,94 Meter-Riese. «Die Tour gewinnt man mit einem starken Team. Das ist alles, was bei uns zählt», sagte Knees, für den Loyalität alles ist. «Wenn man sieht, wen wir alles bei uns haben – da hätte jeder in einer anderen Mannschaft mindestens eine Chance auf einen Etappensieg, wenn nicht sogar noch mehr. Aber alle ordnen sich dem großen Ziel unter.»
Die Arbeitsteilung im Sky-Team ist klar, und nirgendwo so reglementiert wie dort unter der Herrschaft des Managers Sir Dave Brailford. Dafür stimmt das Gehalt am Monatsende. Nirgends werden Helfer so fürstlich entlohnt wie im Sky-Team, das über einen Jahres-Etat von über 30 Millionen Euro verfügen soll.
Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski, der in diesem Jahr den Frühjahrs-Klassiker Mailand-Sanremo gewann, oder Mikel Landa, der gerade beweist, wohl selbst das Zeug zu haben, zumindest auf das Tour-Podium fahren zu können, wissen, warum sie auf persönlichen Ruhm beim Saisonhöhepunkt in Frankreich verzichten. Gleiches gilt auch für die fünf weiteren Froome-Helfer. Niemand ist sich für nichts zu schade – Hauptsache der Kapitän bleibt unangefochten.
Aber die Tour zugunsten Froomes ist noch nicht ausgestanden. «Es bleibt eine spannende Sache. Wir haben einen kleinen Vorteil mit dem Zeitfahren am Samstag in Marseille», vermutet Knees, der die diesjährige Spannung der Rundfahrt nicht der gesunkenen Klasse seines Kapitäns oder der gestiegenen Stärke seiner Herausforderer zuschiebt: «Die Tour ist dieses Jahr anders. Sie ist flacher, ausgewogener, nicht so berglastig, auch nicht zeitfahrlastig.»
Sein Boss im Feld hat es ihm angetan: «Obwohl Chris mit seinen drei Siegen ein großer Champion ist, ist er doch auf dem Boden geblieben. Seitdem ich ihn kenne, hat er sich kaum verändert. Er versucht immer, auf die Wünsche der Leute eingehen», sagte Knees, der wohl auch in Zukunft für Froome strampeln wird. Er deutete an, dass er seinen seit 2011 bestehenden – gut dotierten – Vertrag verlängern wird. «Alles wird gut», sagte er vieldeutig zu diesem Thema.
Fotocredits: Stefan Tabeling
(dpa)