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Ronaldo am Pranger: Weltfußballer kämpft um seinen Ruf

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Madrid – Cristiano Ronaldo kämpft nach den schweren Vorwürfen des Steuerbetrugs um seinen Ruf und seine Freiheit. Der Weltfußballer ließ seine Anwälte und Manager gleich in mehreren Erklärungen seine Unschuld beteuern.

Ronaldo, der sich gerade mit Europameister Portugal auf den Confederations Cup vorbereitet, versuchte am Mittwoch unmittelbar vor dem Flug nach Russland gute Miene zum bösen Spiel zu machen. «Ruhiges Gewissen, Bruder! Immer, Hombre!», rief der Profi von Champions-League-Sieger Real Madrid einem spanischen Reporter auf dem Flughafen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon lachend zu.

Auch Real sprang seinem Superstar bei. Spaniens Medien und viele von der Anzeige der Staatsanwaltschaft gegen Ronaldo geschockte Fans konnte das aber nicht überzeugen. Sogar «AS», das Hausblatt seines Vereins, stellte Ronaldo schonungslos an den Pranger.

«Es ist weder verständlich noch akzeptabel, dass die Stars, die Unsummen verdienen, den Fiskus umdribbeln», schrieb Blatt-Direktor Alfredo Relaño. Die Standardausrede, der Profi sei von Experten beraten worden und habe nichts gewusst und verstanden, ziehe auch hier nicht. Ronaldo habe nicht nur die Finanzbehörden, sondern die gesamte Gesellschaft betrogen, schrieb «La Vanguardia».

14,7 Millionen Euro soll der Torjäger hinterzogen haben, wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Anzeige bei Gericht in Madrid feststellte. Ronaldo dürfte von dem Schritt der Strafverfolger am Dienstag am Rande des Trainings des portugiesischen Nationalteams in Oeiras bei Lissabon erfahren haben. Es dauerte jedoch einige Stunden, ehe seine Entourage am späten Dienstagabend den Konter startete.

Manager Jorge Mendes ließ über sein Unternehmen Gestifute in Lissabon mitteilen, es habe «keine Betrugs- und keine Verschleierungsabsicht» vorgelegen. Auch sei – anders als von den spanischen Behörden behauptet – kein Unternehmensgeflecht zur Hinterziehung von Steuern geschaffen worden. Der Spieler sei vielmehr seinen gesamten Steuerpflichten in Spanien, zu denen die im Ausland erzielten Werbeeinnahmen nicht gehörten, nachgekommen.

Ronaldos Anwalt António Lobo Xavier versicherte im Interview des TV-Senders «SIC Noticias» derweil, sein Klient sei «Opfer einer Ungerechtigkeit». Das Thema der Bildrechte sei eine derart «komplizierte Materie», dass man bei Irrtümern nicht den Spieler, sondern allenfalls die Berater zur Rechenschaft ziehen müsse.

Auch Real Madrid zeigte sich fest von Ronaldos Unschuld überzeugt. Dieser habe «stets den klaren Willen gezeigt, alle seine steuerlichen Pflichten zu erfüllen» und «in Übereinstimmung mit geltendem Recht» gehandelt, teilten die Königlichen mit.

Im Jubelrausch nach dem Gewinn von Meisterschaft und Champions League trifft die Anzeige Ronaldo vermutlich schwer. Auf Fotos ist der 32-Jährige, der sonst gern mit seinen Kollegen herumalbert und Späße macht, mit sehr ernster, ja besorgter Miene zu sehen. So etwa auf der Titelseite des Massenblattes «Correio da Manha», das in großen Lettern Alarm schlägt: «Ronaldo von Gefängnis bedroht».

In der Tat: Der Verband der Steuerexperten des Finanzministeriums in Madrid (Gestha) teilte mit, der Spieler könne für sieben Jahre hinter Gitter wandern. Auswahlkollege Danilo versicherte vor Journalisten, der Kapitän des Europameisters sei ruhig und gefasst. «Wir haben in der Umkleidekabine nicht darüber gesprochen, aber nach dem Äußeren zu urteilen fühlt sich Cristiano sehr gut», so der Porto-Profi.

«CR7» – oder «CR14,7», wie mehreren spanische Zeitungen Ronaldo umtauften – soll laut Staatsanwaltschaft zwischen 2011 und 2014 Millioneneinnahmen «bewusst» am Fiskus vorbeigeschleust haben. Für den Steuerbetrug habe er im Jahr 2010 – ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real – auf den Britischen Jungferninseln und in Irland ein Unternehmensgeflecht geschaffen.

Ob es zum Prozess kommt, entscheidet nun der Ermittlungsrichter. Wenn er auf die Anklagebank muss und verurteilt wird, muss Ronaldo hoffen, dass er das Glück seines sportlichen Erzrivalen Lionel Messi hat. Der Argentinier vom FC Barcelona wurde jüngst wegen Hinterziehung von 4,1 Millionen «nur» zu 21 Monaten verurteilt. Haftstrafen von bis zu zwei Jahren werden in Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten fast immer zur Bewährung ausgesetzt.

Fotocredits: Filipe Amorim
(dpa)

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