Turin/Madrid – Nach den Halbfinal-Hinspielen spricht vieles für ein Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin – und damit für ein Duell der deutschen Mittelfeldstars Toni Kroos und Sami Khedira.
Beim 2:0-Auswärtssieg gegen die AS Monaco musste Khedira zwar zuschauen. Doch auch ohne den Fußball-Nationalspieler ist Juve dem Traum vom ersten Königsklassen-Titel seit 21 Jahren ein großes Stück näher gekommen. «Schritt 1 von 2 ist getan. Jetzt sind wir in einer guten Position für das Rückspiel in unserem Stadion, aber wir müssen konzentriert bleiben», schrieb der gelbgesperrte Profi auf Twitter nach dem Doppelpack von Gonzalo Higuaín (29./59.) am Mittwoch.
«Wenn das Ziel zum Greifen nahe scheint, muss man umso kräftiger in die Pedale treten», warnte Juve-Trainer Massimiliano Allegri. Aber für Italien ist fast klar: Das Finale in Cardiff am 3. Juni lautet Juve gegen Real Madrid. «Juventus sieht schon Real», schrieb die «Gazzetta dello Sport». «Das Finale in der Tasche», analysierte die Turiner Zeitung «La Stampa». «Fürstlich», twitterte selbst Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni in Anspielung auf die Partie im Fürstentum Monaco.
Juve segelt derzeit mit Rückenwind. Am Wochenende wird die alte Dame mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die siebte Meisterschaft in Serie perfekt machen. Das Pokalfinale entscheidet sich zwischen Juve und Lazio Rom. Der Champions-League-Sieg wäre die Krönung, vor allem nach dem verlorenen Finale gegen Barcelona vor zwei Jahren. Damals warfen die Italiener auf dem Weg dorthin Real aus dem Halbfinale.
Derzeit zeigt sich vor allem Torwartlegende Gianluigi Buffon in Topform. Mit 39 Jahren hofft er auf den ersten Königsklassen-Titel seiner langen Karriere. Zum sechsten Mal nacheinander blieb er in der Champions League ohne Gegentor. «Mein Ziel ist, dass ich aufhöre zu spielen und alle sagen: «Schade, dass er aufgehört hat»», sagte Buffon. «Angesichts der Tatsache, dass manche von uns nicht mehr viel Zeit haben, ist es entscheidend, dass wir keine Zeit verlieren.»
Juve hat nicht nur Italien, sondern auch Frankreich begeistert. Die Medien der «Grande Nation» überschlugen sich am Donnerstag bei allem Mitleid für die Association Sportive mit Lob. Die Zeitung «La Provence» schrieb, die Monegassen seien Opfer des «schwarz-weißen Zaubers» geworden, «Le Figaro» sprach von einer «Lektion» und «L’Équipe» sah im Stade Louis II einen «Klassenunterschied» zwischen beiden Teams. «Mona … K.O.», titelte «Monaco Matin».
Dass das Team von Trainer Leonardo Jardim noch Chancen hat, glaubt kaum jemand. «L’Équipe» bemühte die Statistik: Nach einem 0:2 im Hinspiel zu Hause hätten in europäischen Wettbewerben seit 1970 gerade mal 3,1 Prozent der Teams die Wende geschafft. «Der Traum ist aus», stellte «Le Parisien» lapidar fest. Jardim übt sich aber in Zweckoptimismus. «Nach dem Abpfiff habe ich mit den Spielern gesprochen. Es ist schwer, aber man muss immer dran glauben.»
In Spanien stellt man sich derweil bereits auf ein Final-Duell zwischen Juve und Titelverteidiger Real Madrid ein, das Stadtrivale Atlético am Dienstag im Hinspiel mit 3:0 deklassierte. Die Madrider Sportzeitung «Marca» freut sich schon auf ein Wiedersehen mit dem früheren Real-Profi Higuaín. «Pipa, wir sehen uns in Cardiff», titelte das Blatt groß auf Seite eins.
Für den Argentinier und auch für Khedira bietet das mögliche Finale die Chance auf eine Revanche. Higuaín wurde 2013 von Real-Boss Florentino Pérez aussortiert, Khedira zwei Jahre später. Vor allem Higuaín hat eine Rechnung offen. Trotz 107 Toren im Real-Trikot wurde er häufig als «zu dick» kritisiert. «Ich will dort spielen, wo man mich wirklich mag», hatte der heute 29-Jährige vor seinem Abgang von Madrid zum SSC Neapel gesagt. In Monaco betonte er: «Wir sind einem Traum ganz nahe, das ist das Finale in Cardiff.»
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(dpa)