Hannover – Der unwürdige Abschied des bisherigen Coaches zog sich bis zur Einstellung von André Breitenreiter am Montagmorgen hin. Zweitligist Hannover 96 gab trotz reichlich Erfahrung bei Trainerwechseln zwei Tage lang ein denkbar schlechtes Bild bei der Trennung von Daniel Stendel ab.
Der Club hofft nun zumindest auf Besserung im sportlichen Bereich. Breitenreiter soll Hannover zurück in die Bundesliga führen und beginnt seine Mission gegen seinen bisher letzten Arbeitgeber. Am Donnerstag trifft 96 in einem Testspiel auf den FC Schalke 04, für den der neue Coach bis zum Ende der zurückliegenden Saison tätig war – ebenso wie Manager Horst Heldt.
Der erst vor zwei Wochen in Hannover als Sportdirektor vorgestellte Heldt machte wie Clubchef Martin Kind keinen guten Eindruck beim Ende der Ära Stendel. Obwohl dessen Abschied seit dem 0:0 am Samstag beim FC St. Pauli und dem Abrutschen auf einen Nicht-Aufstiegsplatz schon klar schien. Heldt und Kind zögerten die offizielle Bekanntgabe unnötig hinaus. Der Clubchef bestätigte sogar am Sonntagabend im NDR-Fernsehen, dass 96 längst Kontakt zu möglichen Nachfolgern aufgenommen habe und sprach auch direkt über Breitenreiter.
Dass Stendel dem Ehrgeiz von Kind und der klaren Vorgabe des mächtigen Mannes im Verein nicht gerecht wurde, war spätestens in dem Moment klar, als 96 hinter den Erzrivalen Eintracht Braunschweig zurückfiel. Kind aber druckste herum und vermied klare Aussagen.
«Hannover 96 hat in dieser Saison ein Ziel: der direkte Wiederaufstieg in die erste Bundesliga. Diesem Ziel müssen wir alle Entscheidungen unterordnen», sagte Sportchef Horst Heldt am Montag. «Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, sahen uns nach den Ergebnissen und den Auftritten der Mannschaft in den letzten Wochen aber zu diesem Schritt gezwungen.»
Breitenreiter muss für seinen neuen Job zumindest nicht umziehen. Der 43 Jahre alte Fußball-Lehrer wohnt in der Region Hannover keine 20 Kilometer vom Stadion entfernt. Der frühere 96-Spieler hat mit dem SC Paderborn bereits einen Verein von der 2. in die 1. Liga geführt.
Bei seinem Heimatverein löst Breitereiter einen anderen Ex-Spieler ab, der als Trainer der Profis kein ganzes Jahr im Amt war. Stendel war am 4. April 2016 beim damaligen Erstligisten Nachfolger des entlassenen Thomas Schaaf geworden. Nach seinem Start als Interimscoach wurde Stendel 22 Tage später zum Cheftrainer ernannt.
Vor dieser Zweitliga-Spielzeit galt 96 neben dem VfB Stuttgart als großer Aufstiegs-Favorit. Nach einer ordentlichen Hinrunde mit Platz zwei kam Hannover im neuen Jahr schwer in Tritt und gewann lediglich vier von acht Partien. «Der vierte Platz ist gut, aber die Leistungsentwicklung ist auch zu beurteilen», sagte Kind dazu. Der frühere 96- und jetzige St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen hatte zuvor kritisiert: «Dass in so einer Tabellensituation der Trainer überhaupt infrage gestellt wird, ist skandalös.»
Zwei Tage nach Lienens Kritik verkündete 96 den Wechsel. «Der Zeitpunkt der Trennung ist für uns auch eine logische Konsequenz des Spielplans. Von morgen an hat der neue Trainer in der Länderspielpause nun zwei Wochen Zeit, die Mannschaft auf das Heimspiel gegen Union Berlin vorzubereiten», sagte Heldt.
Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)