Lissabon – Viel Ballbesitz, allerbeste Chancen, null Ertrag – Borussia Dortmund hat zu Beginn der K.o-Runde in der Champions League eine bessere Ausgangsposition leichtfertig verspielt.
Nach den aufwühlenden Tagen mit Darmstadt-Pleite und DFB-Strafe brachte vor allem Pierre-Emerick Aubameyang die Borussia beim 0:1 (0:0) im Achtelfinal-Hinspiel der Fußball-Königsklasse bei Benfica Lissabon um den möglichen Lohn. Der beste Bundesliga-Schütze vergab mehrere große Torchancen und verschoss zudem einen Handelfmeter (58. Minute) in kläglicher Manier.
Der ehemalige Gladbacher Bundesliga-Profi Kostas Mitroglou (48. Minute) war effektiver und nutzte vor 55 124 Zuschauern im Estadio da Luz seine einzige Torchance zum glücklichen Siegtreffer des portugiesischen Meisters. Im Rückspiel am 8. März muss der BVB mit zwei Toren Vorsprung gewinnen, um das Viertelfinale zu erreichen.
«Shit happens. Wir waren überragend gut, hatten so viele Chancen», sagte Trainer Thomas Tuchel. «Wir haben uns zweimal abkochen lassen und kriegen unglücklich das Tor», fügte er an. «Für solche Tage gibt es ein Rückspiel», sagte Tuchel.
Das Ergebnis sei aber «super kompliziert.» «Wir waren besser, und das werden wir im Rückspiel zeigen», versprach der für Aubameyang eingewechselte André Schürrle bei Sky nach der ersten Niederlage des BVB gegen ein portugiesisches Team nach zuvor fünf Siegen.
Bis weit in die erste Halbzeit hinein war die Lage vor der Arena angespannt. Zahlreiche Dortmund-Fans kamen wegen technischen Problemen an den Kartenlesegeräten nicht ins Stadion. Die Bitte der Dortmunder, das Spiel später anpfeifen zu lassen, wurde von der UEFA nicht erhört. Laut BVB-Fanabteilung kam es zu gewalttätigen Aktionen der portugiesischen Polizei gegen einzelne Dortmund-Fans.
Anstrengend seien die vergangenen Tage für den BVB gewesen, gestand Sportdirektor Michael Zorc kurz vor dem Anpfiff. Die Niederlage in Darmstadt und das DFB-Urteil nach den Leipzig-Beleidigungen galt es zu verarbeiten. Trainer Thomas Tuchel wollte an die positiven Momente der jüngeren Vergangenheit erinnern. Personell setzte er auf die Startelf, die RB Leipzig in der Bundesliga besiegt und Hertha BSC im DFB-Pokal ausgeschaltet hatte. Kapitän Marcel Schmelzer und Außenverteidiger Kollege Lukas Piszczek waren wieder dabei.
Das Duo agierte sehr hoch stehend vor einer Dreierkette. Als torgefährlichstes Team der Gruppenphase (Königsklassen-Rekord mit 21 Toren) wollte die Borussia standesgemäß offensiv in die K.o.-Phase starten. Im Gegensatz zum Darmstadt-Spiel trat man auch viel aktiver auf, versuchte gleich die Regie zu übernehmen.
Aubameyang (10.) hatte nach einem sehr feinen Pass von Ousmane Dembelé die Topchance zur Führung, schoss aber freistehend drüber. Auch Dembelé (23.) ließ seine Einschussmöglichkeit aus kurzer Distanz ungenutzt. Als Raphael Guerreiro noch im Liegen eine Hereingabe hinbekam, kam Aubameyang (38.) einen Schritt zu spät.
Die schlampige Chancenverwertung war aber auch das einzige BVB-Manko. Das Spiel hatte die Borussia im Griff. Die Einstellung war wieder auf Champions-League-Niveau, der Ballbesitz im überdeutlichen Plusbereich. Glück hatte Benfica zudem, dass Schiedsrichter Nicola Rizzoli nicht auf Elfmeter entschied, als der sonst überragende Torwart Ederson (40.) an der Strafraumkante Dembelé auflaufen ließ.
Doch alle Überlegenheit war kurz nach dem Wiederanpfiff Makulatur. Der am Niederrhein aufgewachsene Grieche Mitroglou bestrafte einen Stellungsfehler von Sokratis nach einem Eckball. Immerhin: Dortmund steckte nicht auf. Aubameyang kam aber wieder nicht an Ederson vorbei (51.), Marco Reus (55.) und Piszczek (55.) scheiterten am Brasilianer.
Und der Gipfel der Fahrlässigkeiten folgte noch. Nach einem Handspiel von Ljubomir Fejsa schoss Aubameyang den Strafstoß schlapp in die Mitte. Ederson hatte keine Probleme. Tuchel nahm den Fehlschützen wenig später aus dem Spiel. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Problem mit meiner Entscheidung hat», sagte Tuchel.
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(dpa)