Paris – Für diesen Moment hätten Frankreichs Fußballer bei ihrer EM im vergangenen Sommer alles gegeben. Nun kosteten die Handballer der Grande Nation ihren Triumph im eigenen Land richtig aus.
«Allez les Bleus» schallte es nach dem sechsten WM-Titel der «Equipe tricolore» durch ganz Paris, und der Weltmeister um den besten Turnierspieler Nikola Karabatic ließ es die ganze Nacht richtig krachen. «Wir haben Geschichte geschrieben», sagte Trainer Guillaume Gille, der zuvor dreimal als Spieler Weltmeister geworden war. «Dieses Gold wird ganz oben thronen.»
33:26 hieß es am Ende eines nur 25 Minuten spannenden Finales gegen Norwegen, das die Franzosen genauso diktierten wie die ganze Weltmeisterschaft. Unter den Augen von Premierminister Francois Hollande und fast zehn Millionen TV-Zuschauern demonstrierten die Gastgeber ihre Vormachtstellung im Welt-Handball. «Unglaublich, was wir hier geschafft haben. Unglaublich», schrie Torwart Thierry Omeyer seine Freude heraus.
Der 40-Jährige, bei den Franzosen so etwas wie die graue Eminenz, avancierte zum ersten Handballer der Geschichte, der fünf WM-Titel gewonnen hat. Auch 2001, 2009, 2011 und 2015 hatte der Elsässer die Trophäe in den Händen gehalten, nur beim ersten Titelgewinn 1995 war er noch zu jung. An Rücktritt dachte der Oldie aber nicht. «Ich weiß noch nicht, ob ich noch ein, zwei Jahre dranhänge», sagte Omeyer.
Eine Fortsetzung der Karriere erscheint verlockend, denn Frankreich winkt auch nach dem im vergangenen Herbst vollzogenen Trainerwechsel eine goldene Handball-Zukunft. Als Claude Onesta nach dem Olympia-Silber in Rio und insgesamt acht Titeln bei EM, WM und Olympischen Spielen im September 2016 zurücktrat, wusste niemand, wie es mit dem früheren Abwehrchef Didier Diinart und dem Ex-Hamburger Gille als Trainerduo klappen würde.
Die Heim-WM hat gezeigt, dass dieses Model erstklassig funktioniert. Schon im nächsten Jahr wollen die Franzosen bei der EM ihre Titeljagd fortsetzen. «Auch wenn sich diese Mannschaft im Umbruch befindet, wird sie auf Jahre hinaus noch um jeden Titel mitspielen», sagte Norwegens Trainer Christian Berge.
Die Norweger durften nur dank einer Wildcard des Weltverbandes IHF bei der WM mitspielen und verloren nur zwei Partien – beide gegen Frankreich. «Wir können absolut stolz auf uns sein», sagte Rückraumspieler Christian O’Sullivan vom SC Magdeburg. «Auch wenn es im ersten Moment wehtut, ein Finale zu verlieren, werden wir uns irgendwann richtig über Silber freuen können.»
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(dpa)