Zürich – Kurz vor der womöglich entscheidenden Sitzung des FIFA-Councils am heutigen Dienstag rechnet DFB-Präsident Reinhard Grindel fest mit einer Entscheidung für die umstrittene WM-Aufstockung auf 48 Mannschaften.
Chancen auf den erhofften Erhalt des bewährten Modus‘ mit 32 Teams sieht der deutsche Fußball-Verbandschef offenbar nicht mehr. «Es zeichnet sich eine Entscheidung für eine Erweiterung ab», sagte Grindel vor dem Meeting in der FIFA-Zentrale in Zürich.
Die europäischen Verbände forderte der 55-Jährige zu einem kollektiven Handeln auf, um in dem neuen Format zumindest viele Startplätze für die UEFA-Mitglieder zu sichern. «Es kommt darauf an, dass wir innerhalb der UEFA alle zusammenfinden und zu einer guten gemeinsamen Lösung kommen», sagte Grindel.
Derzeit hat Europa mit 13 von 32 WM-Startern das mit Abstand größte Kontingent aller sechs Kontinentalverbände. FIFA-Chef Gianni Infantino hat die WM-Erweiterung vom Turnier 2026 an auch als eine Form der Fußball-Förderung für die Verbände in Asien und Afrika propagiert, die mit je vier oder fünf WM-Teams derzeit unterrepräsentiert sind. Eine Verschiebung der Machtbalancen zu verhindern, sieht Grindel nun als europäisches Fußball-Projekt.
«Ich habe schon auch versucht, darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns sehr stark auf die Frage der Teilnehmerplätze konzentrieren müssen, weil das schon für die Nationen in der UEFA wichtig ist, dass, wenn andere eine Chance haben, ihren Fußball in Afrika und Asien zu entwickeln, das auch für die Verbände der UEFA gelten muss», benannte Grindel die nun notwendige Marschroute im schon gestarteten internationalen Geschacher um die WM-Quotenplätze.
Kritik übte der DFB-Chef erneut an dem hohen Tempo der Reformdebatte. Warum man die Entscheidung jetzt «über’s Knie brechen muss», erschließe sich ihm nicht. «Ich hätte mir gewünscht, dass man zum Zeitpunkt der Entscheidung über eine Erweiterung auch wüsste, wie viele Teilnehmerplätze die einzelnen Konföderationen bekommen und wie das Format konkret gespielt werden sollen. Diese Fragen werden nach meinen Informationen offensichtlich so noch nicht beantwortet», sagte Grindel.
Dem Vernehmen nach ist der von Infantino vorgeschlagene WM-Modus mit 16 Dreiergruppen Favorit unter den 33 stimmberechtigten Funktionären im Council. Die ursprüngliche Erweiterungs-Idee einer WM mit 40 Teams scheint auch vom Tisch, da die Gesamtzahl der Partien von 64 auf 88 ansteigen würde und acht Fünfergruppen jeden sportlichen Reiz nehmen würden.
Zudem soll es in der Gruppenphase künftig keine Unentschieden mehr geben und bei Gleichstand ein Elfmeterschießen über den Sieger entscheiden. Dies werde «den Fußball verändern», meinte Grindel, der im Mai in das FIFA-Gremium einrücken soll und den deutschen Fußball bei der maßgeblichen Entscheidung dort noch nicht vertreten kann.
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(dpa)