Innsbruck – Österreichs Skisprung-Trainer sind seit Jahren ein Exportschlager. Doch so hoch im Kurs wie derzeit stand das sportliche Know-how aus der Alpenrepublik bei der Vierschanzentournee noch nie.
Die vier Top-Springer kommen aus vier verschiedenen Nationen, und doch haben sie etwas gemeinsam: Einen Trainer aus Österreich.
STEFAN HORNGACHER (POLEN): Ist seit diesem Sommer Coach von Halbzeit-Spitzenreiter Kamil Stoch. Der 47-Jährige war früher selbst ein Spitzenspringer, gewann unter anderem zweimal WM-Gold und zweimal Olympia-Bronze jeweils mit der Mannschaft. Der Familienvater arbeitete vor seinem Wechsel zehn Jahre lang für den Deutschen Skiverband. Erst als Stützpunktleiter in Hinterzarten, wo er heute noch wohnt, dann als Assistent von Bundestrainer Werner Schuster. «Die Aufgabe in Polen ist sehr reizvoll für mich. Ich wollte einen Schritt nach vorn machen», begründete Horngacher den Abschied vom DSV.
HEINZ KUTTIN (ÖSTERREICH): Der 45-Jährige trat 2014 das schwere Erbe von Erfolgscoach Alexander Pointner an und führte den Halbzeit-Zweiten Stefan Kraft im ersten Winter auf Anhieb zum Tournee-Triumph. War einst selbst sehr erfolgreich. 1991 holte er WM-Gold auf der Normalschanze und gemeinsam mit Horngacher den Team-Titel. Beide waren 2002/03 Co-Trainer in Österreich, später wurde Kuttin Nationaltrainer Polens – mit Horngacher als Assistenten. Zu den Kollegen hat er ein gutes Verhältnis. «Es geht offen und ehrlich zu», sagte Kuttin. «Jeder versucht, für seine Leute das Beste herauszuholen. Aber alle kochen nur mit Wasser.»
ALEXANDER STÖCKL (NORWEGEN): Der 43 Jahre alte Coach des Halbzeit-Dritten Daniel Andre Tande sprang einst selbst – aber ohne Erfolg. Holte nur einen einzigen Weltcup-Punkt und beendete seine Auswahl-Karriere 1995 nach nur drei Jahren. Startete seine zweite Laufbahn als Co-Trainer der Österreicher (1996-1999), arbeitete danach lange am Skigymnasium Stams. 2011 übernahm er die Norweger – gegen den Widerstand des damaligen Schanzen-Stars Anders Bardal. Die Differenzen wurden schnell ausgeräumt und Bardal in Stöckls erster Saison zum Gesamt-Weltcupsieger. Seither fliegen die Norweger wieder konstant in der Weltspitze mit.
WERNER SCHUSTER (DEUTSCHLAND): Der Trainer des Halbzeit-Vierten Markus Eisenbichler wurde 2008 vom DSV aus der Schweiz geholt. Der 47-Jährige führte die deutschen Ski-Adler seither kontinuierlich an die Spitze zurück. Der Familienvater, der als Aktiver einmal auf das Weltcup-Podium sprang, formte Severin Freund zu einem der weltbesten Springer. Wie Stöckl arbeitete auch Schuster einst viele Jahre lang am Skigymnasium Stams, wo er unter anderen den jungen Gregor Schlierenzauer betreute. Er hat Vertrag bis 2019 und wird, wenn nichts dazwischen kommt, dann dienstältester Bundestrainer seit der Wiedervereinigung sein.
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(dpa)