Frankfurt – Tennis-Königin Angelique Kerber, die deutschen Handballer, Islands «Uhh!»-Fußballer, das Meisterteam von Leicester City – und viele andere: Der Sport lebte auch 2016 von Überraschungen. Die Deutsche Presse-Agentur nennt einige:
DEUTSCHE HANDBALLER: Die Bad Boys, «die keiner auf dem Schirm hatte», wie ihr Delegationsleiter Bob Hanning sagte, holten bei der EM Gold. Es war der erste Titel seit dem WM-Triumph 2007 im eigenen Land. Im Finale von Krakau fegte die Mannschaft des isländischen Bundestrainers Dagur Sigurdsson Spanien mit 24:17 vom Parkett. Obendrauf gab’s das Ticket für Olympia. In Rio de Janeiro krönte die DHB-Auswahl ihr tolles Jahr mit Bronze.
PORTUGAL, WALES, ISLAND: Diese drei Teams schrieben die positiven Schlagzeilen bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Die Auswahl um Superstar Cristiano Ronaldo mit ihrem ersten Titel überhaupt; Außenseiter Wales mit Kapitän Gareth Bales als Halbfinalist; Und vor allen die Isländer mit den «Uhh»-Rufen ihrer Fans und einem leidenschaftlichen Siegeszug bis ins Viertelfinale. Zuvor hatten sie sogar England besiegt.
ANGELIQUE KERBER: Wer hätte gedacht, dass die Tennisspielerin das Jahr als Nummer 1 und mit zwei Grand-Slam-Siegen beendet? Mit ihrem Triumph bei den Australian Open begann ihr Aufstieg, bei den US Open gewann sie ebenfalls – und stand in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen im Finale. Am 12. September stieß die Kielerin Serena Williams vom Thron und kürte sich als erste Deutsche seit Steffi Graf zur Weltranglistenersten. Auch bei der Wahl zur «Sportlerin des Jahres» gilt sie als konkurrenzlos.
MONIKA KARSCH: Mit ihrer Silbermedaille bei Olympia hatte niemand gerechnet. Die Schnellfeuerpistolenschützin aus Rott bekommt jetzt als Belohnung eine eigene Straße in einem neuen Baugebiet: den «Monika-Karsch-Ring». Die 33-Jährige findet das eine «Ehre», Bürgermeister Quirin Krötz «sehr passend». Schließlich gehe es ja im Schützensport auch um Ringe. 6,4 Millionen Zuschauer hatten im ZDF Karschs Finalduell mit der Griechin Anna Korakaki verfolgt.
LEICESTER CITY: Das Team mit dem deutschen Verteidiger Robert Huth holte erstmals in seiner 132-jährigen Geschichte den Titel in der Premier League. Der Club aus den englischen Midlands stahl den Granden der Branche die Show – die wohl größte Sensation im europäischen Vereinsfußball. Stürmer Jamie Vardy wurde zudem zu Englands Fußballer des Jahres gekürt. Bei der Feier sang Star-Tenor Andrea Bocelli die Arie «Nessun Dorma» – «Keiner schlafe».
CHRISTOPH HARTING: Das Diskus-Gold blieb in der Familie. Der Berliner wurde in Rio Nachfolger seines Bruders Robert. Mit dem letzten Wurf und der Weltjahresbestleistung von 68,37 Metern setzte er sich durch. Sein erster großer Titel – gleich der Olympiasieg. Der Erfolg wurde allerdings getrübt durch Hartings unwürdiges Verhalten bei der Siegerehrung. Bruder Robert, in der Qualifikation raus, konnte sich auch nicht richtig freuen: Die beiden mögen sich nicht besonders.
SV DARMSTADT 98: Von der 3. Liga in die Bundesliga durchmarschiert galten die «Lilien» als Abstiegskandidat Nummer 1. Die Fußballer von Trainer Dirk Schuster kämpften sich jedoch mit schmalem Etat und großer Leidenschaft durch die Saison. «Heute ist das nächste Wunder von Darmstadt passiert», jubelte Torhüter Christian Mathenia nach dem entscheidenden 2:1-Sieg zum Klassenverbleib bei Hertha BSC.
LIDIA VALENTIN: Die spanische Gewichtheberin wurde in diesem Jahr unerwartet reich beschenkt. In Rio gewann sie Bronze in der Klasse bis 75 Kilo. Der Sommer bescherte ihr zwei weitere Olympia-Medaillen: Bei Nachkontrollen wurde gleich eine ganze Reihe von ihren Rivalinnen des Dopings überführt. So bekam die 31-Jährige nachträglich Silber für Peking 2008 (als ursprünglich Fünftplatzierte) und für London 2012 Gold (als ursprünglich Vierte).
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(dpa)