Madonna di Campiglio – Dass Felix Neureuther deutlich früher als geplant in die kurzen Weihnachtsferien aufbrechen konnte war für den Deutschen Skiverband keine gute Nachricht.
Denn die Hoffnung auf ein Spitzenergebnis als Geschenk hatte sich damit erledigt, die Bilanz vor dem Fest ist unverändert schwierig. Kein Sieg, nur ein Podestplatz, insgesamt 13 Top-Ten-Resultate – in keinem der vergangenen fünf Jahre gab es zum gleichen Zeitpunkt eine schwächere Ausbeute für die Alpin-Sparte des DSV.
«Wenn man es ganz nüchtern sieht, ist es bei weitem nicht das, was wir uns nach der Vorbereitung versprochen hatten», sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur nach dem Flutlicht-Slalom von Madonna di Campiglio und Neureuthers Aus im ersten Durchgang.
Vor dem Start in den Winter mit der WM in St. Moritz als Saisonhöhepunkt galt Viktoria Rebensburg als Kandidatin für mindestens eine Kugel. Fritz Dopfer wollte voller Zuversicht zurück zur Form der letzten WM-Saison, als er sich mit Slalom-Silber in den USA für den stärksten Winter seiner Karriere belohnte. Und Neureuther hatte seit Jahren mal wieder einen Sommer ohne körperliche Rückschläge hinter sich. Dazu kam das große Potenzial im Nachwuchs.
Ziemlich genau drei Monate nach dem optimistischen Ausblick in einem Sporthotel im Zillertal hat die Realität den DSV und seine Sportler eingeholt. Dopfer fällt mit einem gebrochenen Schien- und Wadenbein wie Benedikt Staubitzer (Bandscheibenvorfall) aus. Rebensburg verletzte sich vor dem Saisonstart am Knie, verpasste wichtige Trainingstage und sucht seit ihrer Rückkehr nach Form und Stabilität. Bleiben die Achtungs-Erfolge der Speedfahrer um Andreas Sander – und der Routinier. «Es konzentriert sich alles auf Felix Neureuther. Er ist der, der den Karren ziehen muss», sagte Maier.
Doch auch für den 32-Jährigen läuft die Saison nicht nach Wunsch. Der Norweger Henrik Kristoffersen, Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher aus Österreich und Alexis Pinturault als stärkster vieler starker Franzosen haben das Niveau bei den Technikern noch mal erhöht. «Er weiß, wenn er sich am Podium bewegen will, dann gibt es für ihn kein Spielraum mehr», sagte Maier. Neureuther muss ins Risiko.
In Madonna schied er deswegen mit Startnummer eins im ersten Lauf schon nach weniger als 30 Sekunden aus. Als Kristoffersen seinen Sieg aus dem Vorjahr wiederholte, saß der beste deutsche Skirennfahrer schon im Auto auf dem Weg in die Heimat nach Garmisch-Partenkirchen. «Die Einfädler passieren im Slalom. Das sollte nicht vorkommen. Trotzdem denke ich, dass ich eine sehr gute Form habe im Slalom und muss das im Januar und Februar einfach umsetzen», sagte er vor dem Abschied aus Italien noch.
Vor dem Rest der Saison mit den Weltmeisterschaften im Februar als Höhepunkt ist Maier deswegen auch nicht bange. «Wir kommen. Ein bisschen mach ich mir schon Sorgen. Aber Angriff ist die beste Verteidigung. Wenn wir nicht gleich im Januar kommen, dann kommen wir zur WM. Der Optimismus gehört dazu», sagte er und betonte mit Blick auf Neureuther: «Der kann mit seinem Potenzial im neuen Jahr auch in den fünf Rennen drei mal am Podium stehen.» Die erste Gelegenheit gibt es für ihn am 5. Januar beim Slalom in Zagreb.
Fotocredits: Guillaume Horcajuelo
(dpa)