Ob nur Spekulationsobjekt des SAP-Milliardärs Dietmar Hopp oder ein Modell für modernen, rasanten Angriffsfußball – der Aufsteiger wird angefeindet und bewundert, ausgepfiffen und bejubelt: Die TSG 1899 Hoffenheim polarisiert wie sonst nur Bayern München in der Bundesliga. Am Sonntag sicherte sich das Team von Trainer Ralf Rangnick mit einem 1:1 (0:1) gegen Schalke 04 die Herbstmeisterschaft. Mit einem erstklassigen Torwart erscheint nun sogar der Titel in Reichweite.
Das Unentschieden gegen Schalke war eines der schwächeren Spiele des Aufsteigers aus Hoffenheim, dem in Überzahl der Siegtreffer nicht gelingen wollte. Hoffenheimer Mäzen Hopp freute sich dennoch über den inoffiziellen Titel: „Ich bin mehr als glücklich und stolz“, sagte Hopp und leistete sich einen kleinen Seitenhieb auf den Verfolger aus München: „Ich bin heilfroh, dass wir diesen Punkt gemacht haben. Wir sind zwar punktgleich, aber wir stehen vor Bayern“, sagte Hopp und dachte geografisch groß: „Wir sind nicht mehr der Dorfverein, wir sind der Verein der Metropolregion Rhein-Neckar.“
Wie realistisch ist die Meisterschaft? Mit 42 Toren hat Hoffenheim die meisten Treffer in der Torfabrik Bundesliga geschossen. Der Wirbelsturm mit Vedad Ibisevic (18), Demba Ba (7 Tore) und Chinedu Obasi (6) ist der beste der Liga. Im Tor hingegen leisteten sich Ramazan Özcan und Daniel Haas einige Patzer, hier ist Hoffenheim mit der Verpflichtung von Timo Hildebrand ein Clou gelungen.
Weiterer Vorteil gegenüber Bayern München: Hoffenheim kann sich allein auf die Bundesliga konzentrieren, während die Münchner noch im DFB-Pokal und in der Champions-League vertreten sind. Bayern Manager Uli Hoeneß nimmt die Konkurrenz sehr ernst, anders ist seine Stänkerei nicht zu erklären: „Wenn ich bei der Entwicklung von Hoffenheim, die ich sehr positiv sehe, mir überhaupt eine Sorge machen würde, dann ist es die Besserwisserei von Ralf Rangnick, der sich die ganze Woche geoutet hat als einer, der alles besser weiß. Bisher hat Rangnick in seiner Karriere im ersten Jahr super Leistung gebracht, und ein Jahr später war er entlassen.“
Rangnick, der seit zweieinhalb Jahren in Hoffenheim arbeitet, lassen derlei Provokationen kalt. Der Coach, stets bemüht, den Ball flach zu halten, ließ sich nach dem Spiel gegen Schalke immerhin die Äußerung abringen, dass nun die Meisterschaft näher sei als der Abstieg.