Suzuka – Auf der Kampflinie zum ersten Formel-1-Titel will Nico Rosberg in Japan Lewis Hamilton das nächste Frust-Erlebnis bereiten.
Den nach dem jüngsten Motorschaden seines Mercedes-Stallrivalen auf 23 Punkte angewachsenen Vorsprung sieht der deutsche WM-Spitzenreiter längst nicht als Grund, seine aggressive Taktik in den verbleibenden fünf Saisonrennen zu ändern. «Ich werde nicht anfangen, so zu denken. Ich will jedes Rennen gewinnen», sagte Rosberg, der acht der bisherigen 16 WM-Läufe für sich entschieden hat.
Drei Tage hatten die Silberpfeil-Konkurrenten in Japan Zeit, die aufreibenden Erlebnisse des Malaysia-Spektakels zu verarbeiten. Vor allem Hamilton suchte bei seiner Auszeit in Tokio die Kraft, um nach dem verlorenen Sieg von Sepang das Titelduell noch einmal zu wenden. «Das ist ein Test meines Willens, ein Test meines Glaubens, ein Test, wer ich als Mensch bin», philosophierte der Brite.
In der ersten Erregung hatte er sogar seinem Mercedes-Team Sabotage unterstellt, weil er bereits zum vierten Mal in dieser Saison durch einen Technik-Defekt Punkte im engen Zweikampf mit Rosberg einbüßte. Längst hat Hamilton erkannt, dass diese Theorie abwegig ist und er die Unterstützung seiner Crew mehr denn je benötigt. «Wir sind Champions, und so werden wir weitermachen. Ich werde, wir werden niemals aufgeben», versicherte der 31-Jährige via Facebook.
In Malaysia hatte er bei aller Wut noch eine Motivationsrede an seine Seite der Garage gerichtet. «So etwas schaffen nur die Größten», lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der Österreicher ist sicher, dass die jüngste Pleite keine negativen Folgen haben wird. «Das Team ist bis jetzt immer stärker aus solchen Tiefs herausgekommen», sagte Wolff. Schon auf der legendären Hochgeschwindigkeitsstrecke in Suzuka will das Werksteam auch den vorzeitigen Gewinn des dritten Konstrukteurstitels perfekt machen, der eigentlich bereits für Malaysia fest eingeplant war.
Das Rennen zwischen Rosberg und Hamilton hält Wolff indes weiter für völlig offen. «Lassen wir es sie auf der Strecke auskämpfen, hoffentlich ohne weitere technische Probleme. Dann werden wir sehen, wie es ausgeht. Es ist noch nicht vorbei», sagte der Teamchef. Zuletzt lag Hamilton im Juni nach dem Grand Prix in Baku so weit wie jetzt hinter Rosberg zurück. Drei Rennen und drei Siege später war der Brite vorn. «Er ist ein Kämpfer und kommt genauso stark wieder nach Suzuka», meint Rosberg.
Auch deshalb verschließt sich der WM-Führende jeglichen Rechenspielen und will wie bisher nur von Rennen zu Rennen denken. «Ich mag meine Herangehensweise», sagte Rosberg. Kein Wunder, schließlich hat diese Strategie ihn zu seiner bislang erfolgreichsten Formel-1-Saison getragen – und ganz nah an den Premieren-Triumph in der WM.
Hamiltons Comeback-Qualitäten aber sind nicht zu unterschätzen. In Suzuka hat er in den vergangenen beiden Jahren gewonnen, Rosberg noch nie. «Vergesst nicht, ich bin der Weltmeister», mahnte Hamilton die Zweifler, die ihn durch die vier sieglosen Grand Prix seit der Sommerpause schon geschlagen sehen. «Ich werde die innere Stärke für die nächsten Rennen finden. Ich habe schon viele Erfahrungen gesammelt, und ich bin schon ziemlich stark», sagte der dreimalige Champion. Aufgegeben hat Hamilton noch lange nicht.
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(dpa)