Dortmund – Welch ein Comeback, was für ein Treffer. Auch eine gute Stunde nach seinem Traumtor zum 2:2 (1:1) gegen Real Madrid schien Weltmeister André Schürrle noch immer auf Wolke sieben.
Mit einem Dauerlächeln meisterte der Neuzugang von Borussia Dortmund nach dem Schlusspfiff den langen Interview-Marathon. Obwohl seine überwunden geglaubte Innenbanddehnung im Knie wieder Probleme bereitete, geriet er wieder und wieder ins Schwärmen: «Wenn man zwei Mal nach einem Rückstand gegen Real Madrid zurückkommt und den Gegner so gut bespielt, ist es ein gutes Gefühl. Wir sind auf jedem Niveau in der Lage, großen Teams Paroli zu bieten.»
Nach feiner Vorarbeit von Christian Pulisic nahm Schürrle Maß und beförderte den Ball nur drei Minuten vor dem Spielende mit sehenswerter Schusstechnik und großer Wucht in den Torwinkel. Den anschließenden Jubel vor der bebenden Südtribüne des Dortmunder Stadions genoss er in vollen Zügen. «Wir haben gegen den größten Konkurrenten um den Gruppensieg einen Punkt geholt. Wir können zufrieden sein», kommentierte der Nationalspieler.
Der nach gut zweiwöchiger Verletzungspause in der 58. Minute eingewechselte Joker belohnte die Borussia für ihren großen Aufwand. Nach Real-Toren von Cristiano Ronaldo (17.) und Raphael Varane (68.), schien die Partie für den mutigen BVB verloren – bis zum großen Auftritt von Schürrle.
Der Treffer seines Schützlings, den er schon in der Mainzer Jugend betreut hatte, hellte die Miene von Thomas Tuchel am Spielfeldrand auf. «Das war ein perfektes Ende seiner Verletzungspause», sagte der BVB-Coach, der seiner gesamten Mannschaft ein Lob aussprach. «Wir wollten die Gelegenheit nutzen, um auszuprobieren, ob wir auf hohem Niveau mit dem gleichen Tempo und Mut spielen können wie zuletzt in der Bundesliga. Das ist uns teilweise gelungen.»
Ohne Respekt vor großen Namen wie Ronaldo, Toni Kroos und Gareth Bale kombinierten Tuchels Jungspunde phasenweise nach Herzenslust und brachten den Titelverteidiger vor allem in der ersten Halbzeit gehörig ins Wanken. Alle Beteiligten werteten den Auftritt gegen das spanische Starensemble als Fortbildung der besonderen Art. «Das wird uns helfen, als Mannschaft zusammenzuwachsen», befand Schürrle.
Allerdings besteht die Gefahr, dass der zu Saisonbeginn für 30 Millionen Euro aus Wolfsburg verpflichtete Profi vorerst wieder zum Zuschauen verurteilt ist. Noch während der Partie meldeten sich die Beschwerden im lädierten Knie zurück. «Die alte Verletzung ist leider wieder aufgebrochen. Mal sehen, was ist», sagte Schürrle mit Bezug auf die am Folgetag anstehenden medizinischen Untersuchungen.
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(dpa)