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Sturm krempelt Eishockey-Nationalteam um – Stars folgen

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Riga (dpa) – Mit riesigem Selbstbewusstsein geht das Eishockey-Nationalteam in das Endspiel um die Olympia-Teilnahme am Sonntag gegen Lettland. Unabhängig vom Ausgang ist der Leistungssprung unter Bundestrainer Marco Sturm enorm. Selbst die NHL-Stars folgen dem Neuling bereitwillig.

Die veränderte Stimmung beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) vor dem Endspiel um die Olympia-Teilnahme 2018 brachte Sturm präzise auf den Punkt. «Neue Spieler, neuer Trainer, neue Umgebung. Alles neu. Wir wollen zu Olympia», bekräftigte Deutschlands Rekord-NHL-Spieler vor dem entscheidenden Spiel der Olympia-Qualifikation in Riga am Sonntag gegen Gastgeber Lettland (17.00 Uhr).

Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und 11:0 Toren aus zwei Spielen überzeugt die DEB-Auswahl bislang im Turnier und bestätigt den deutlichen sportlichen Aufwärtstrend unter Sturm. Selbst wenn das angestrebte Olympia-Comeback nicht gelingt, scheint die Zukunft beim DEB längst nicht mehr trübe zu sein. Seit der 37 Jahre alte Trainer-Novize 2015 das Amt vom glücklosen Vorgänger Pat Cortina übernommen hat, begann eine neue Zeitrechnung. Bei der WM im Mai in Russland führte Trainer-Novize Sturm den DEB erstmals seit fünf Jahren wieder in ein Viertelfinale. Dies liegt vor allem auch an Sturms Strahlkraft mit über 1000 NHL-Partien.

Die besten Spieler kommen wieder bereitwillig zum Nationalteam. Vorbei sind die Zeiten unter Cortina, als es etwa bei der WM 2015 in Prag mehr als 20 Absagen gab. «Es ist eine Ehre für mich für Marco zu spielen», sagte nun etwa NHL-Verteidiger Dennis Seidenberg, der in Riga erstmals seit Olympia 2010 wieder für Deutschland spielt – damals noch gemeinsam mit Sturm in einem Team.

Seidenberg ist einer von sieben aktuellen NHL-Spielern, die der deutschen Auswahl in Riga eine seit langem nicht gekannte Qualität geben. «Das ist alleine sein Verdienst», lobte DEB-Präsident Franz Reindl die Ausstrahlung Sturms, dem die Stars bereitwillig folgen.

«Vor allem für uns junge Spieler ist es wichtig, dass wir so eine Person als Bundestrainer haben», sagte etwa Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl (24): «Wenn so jemand spricht, ist es für uns wichtig, zuzuhören und aufzupassen, was wir noch lernen können.»

Sturm scheint in seiner Rolle an der Bande aufzugehen und demonstriert ebenfalls einen Lernprozess. «Seine Entwicklung ist enorm», sagte Reindl: «Jetzt ist er der Headcoach, der Bundestrainer.» Dies zeigte der sonst so freundliche und stets fröhliche Sturm im Trainingslager vor dem Qualifikations-Turnier in Mannheim recht anschaulich. Als eine Übung nicht nach seinen Wünschen ausgeführt wurde, stauchte er seinen Luxuskader gehörig zusammen. Selbst Veteranen wie Seidenberg, Christian Ehrhoff oder Kapitän Marcel Goc mit zusammen 2388 NHL-Spielen schienen beeindruckt.

Komplett neu ist auch das Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit, mit das Team nun die Spiele bestreitet. «Egal, gegen wen wir spielen, wir müssen uns auf uns konzentrieren und unser Spiel durchziehen», sagte etwa Seidenberg. Jahrelang war das Gegenteil selbstverständlich. Auch gegen schwächere Gegner zitterte sich das Nationalteam meist zu äußerst knappen Erfolgen.

Zwei Siege mit elf Toren und keinem einzigen Gegentor sind eine völlig neue Erfahrung. Auch vor dem Showdown vor tausenden lettischen Fans gegen den Gastgeber am Sonntag ist dem Team nun nicht mehr bange. «Ich glaube einfach, dass wir besser sind», sagte der in Schweden aktive Felix Schütz, mit drei Toren bislang erfolgreichster deutscher Spieler beim Turnier. Solch forsche Aussagen wären noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen.

Fotocredits: Stefan Diepold

(dpa)

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