Düsseldorf – Sein Lächeln verriet mehr als 1000 Worte. Bestens gelaunt und sichtlich entspannt kommentierte Mario Götze die Fragen nach seiner angeblich mangelnden Fitness.
Kritik an der Maßnahme seines Vereinstrainers Thomas Tuchel, ihn beim Saisonstart von Borussia Dortmund nicht in den Kader zu berufen, kam dem Weltmeister nach seinem beachtlichen Auftritt im Länderspiel gegen Finnland (2:0) nicht über die Lippen: «Ich befinde mich total im Plan, bin fit und gut drauf. Alles läuft gut, und ich freue mich auf die kommenden Zeiten.» Auch am Freitag konnte Götze einen Tag vor dem Abflug nach Oslo zum ersten WM-Qualifikationsspiel gut gelaunt mit dem Weltmeisterteam trainieren.
Nach unbefriedigenden Monaten beim FC Bayern und seiner Rückkehr zum BVB schöpft der Weltmeister neuen Mut. Das Vertrauen des Bundestrainers, der ihn trotz fehlender Spielpraxis wohl gegen Norwegen in die Startelf beordern wird, trägt dazu bei. Nach anfänglichen Problemen sprühte Götze im Test gegen Finnland vor allem in der zweiten Halbzeit vor Spielfreude. «Er hat sich viel bewegt und viel versucht. Einiges ist ihm gut gelungen, aber er ist natürlich noch nicht bei hundert Prozent», urteilte Löw.
Für Götze war die Nationalmannschaft stets eine Art Wohlfühloase – und ist es auch diesmal. Die wenigen Tage unter der Regie seines Förderers Löw könnten dem 24-Jährigen helfen, auch die knifflige Aufgabe im Verein zu meistern. Schließlich steht der Rückkehrer bei einigen BVB-Fans unter kritischer Beobachtung. Noch immer nehmen sie ihm den damaligen Wechsel zum Erzrivalen FC Bayern übel. Diese Vorbehalte will Götze mit ansprechenden Auftritten ausräumen.
Im Wissen um diesen Druck plant BVB-Coach Tuchel einen behutsamen Aufbau des verunsicherten Edeltechnikers. Nicht zuletzt deshalb verpasste Götze sowohl den Supercup gegen München als auch die erste DFB-Pokalrunde bei Eintracht Trier. Als sich nach einer intensiven Trainingswoche leichte Muskelprobleme einstellten, verzichtete der Dortmunder Fußball-Lehrer beim 2:1 zum Ligastart gegen Mainz erneut prophylaktisch auf Götze. «Wir müssen ihm helfen, dass sein Talent wieder auf dem Platz strahlt. Wir brauchen Geduld, denn Vertrauen kommt über die körperliche Fitness», kommentierte Tuchel, «er wird das schaffen, keine Sorge. Davon bin ich felsenfest überzeugt.»
Ähnlich sieht es Löw: «Ich glaube, dass ihm einige Prozent fehlen an Spritzigkeit, an Dynamik. Ich glaube, dass er noch ein paar Spiele braucht.»
Dennoch wird erwartet, dass Löw auch beim Start in die Qualifikation für die WM 2018 in Russland auf Götze setzt. Nach dem Ausfall von Kevin Volland erhöht sich die Chance auf seinen 58. Einsatz in der DFB-Elf zusätzlich. Der Dortmunder gibt sich kämpferisch: «Es wird nicht leicht werden, gerade auswärts in Norwegen. Wir wollen die Gruppe gewinnen und tun deshalb gut daran, Punkte zu sammeln. Am besten wir fangen am Sonntag damit an.»
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(dpa)