Stuttgart – Der Jubel der Rhein-Neckar Löwen war bei weitem nicht so emotional und frenetisch wie nach dem Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft. Aber der erste Super-Cup-Erfolg ist für die Mannschaft nicht nur eine Zierde für den Briefkopf.
«Titel sind bei uns noch ziemlich rar gesät, deswegen freuen wir uns richtig über den Erfolg und nehmen ihn als Ansporn für die nächsten Trophäen», sagte Löwen-Nationalspieler Patrick Groetzki nach dem 27:24 (17:12) des deutschen Handballmeisters gegen Pokalsieger SC Magdeburg am Mittwochabend.
Sein Trainer Nicolaj Jacobsen wollten den Erfolg nicht überbewerten: «Ich glaube nicht, dass unser Sieg bereits ein Gradmesser für die nächste Saison ist. Es war toll, gegen einen starken Gegner zu gewinnen und nach dem Einzug ins Pokal-Achtelfinale unseren guten Start zu festigen. Aber am Samstag kann das schon wieder ganz anders aussehen.» Dann treffen Löwen und Magdeburger am ersten Liga-Spieltag erneut aufeinander. Dabei geht es um Punkte und nicht ums Prestige.
Die Konkurrenten THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt werden sich die Partie am Fernseher angeschaut und registriert haben, dass die Löwen in einer guten Frühform sind. Auch nach dem Abgang ihrer Leitfigur Uwe Gensheimer. «Die Löwen wirkten insgesamt eingespielter und frischer als Magdeburg», erkannte Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann, der für das Rennen um die deutsche Meisterschaft «den üblichen Dreikampf» zwischen Löwen, Kiel und Flensburg erwartet. Aber auch den Teams aus Melsungen, Magdeburg, Berlin oder Göppingen räumt er Chancen ein, die Spitze anzugreifen. «Wir sind richtig breit aufgestellt und halten auch seit 2007 die Spitzenposition des europäischen Vereinsrankings inne», sagte Bohmann.
Für den deutschen Handball sieht der Geschäftsführer dank der Erfolge der «Bad Boys» auch generell eine rosarote Zukunft: «Für die nächsten vier bis sechs Jahre haben wir eine exzellente Nationalmannschaft, und dass es dann in der Weltspitze weitergeht, dafür sorgen die Vereine mit einer tollen Nachwuchsarbeit.»
Aus der ging 2,10-Meter-Mann Finn Lemke hervor, einer der Helden von Europameisterschaft und Olympia. Den Magdeburger Abwehrspezialisten wurmte es gewaltig, dass er den Supercup nicht gewonnen hatte: «In der ersten Hälfte haben wir zu viel vergeigt. Als wir dann wieder dran waren, haben wir unsere Chancen nicht genutzt», beschrieb er den 12:17-Halbzeitrückstand des SCM sowie die Phase nach dem 17:19. Sein Trainer Bennet Wiegert meinte nur: «Es tat richtig weh, wie wir drei große Möglichkeiten fahrlässig vergeben haben.»
Wiegert hofft in der neuen Spielzeit auf einen Titel, um 2017 wieder beim Super Cup dabei zu sein. Umso bitterer für den Titelverteidiger, dass er schon im Achtelfinale des DHB-Pokals auf Rekordmeister THW Kiel trifft, wenn auch zu Hause. Das ergab die Auslosung vor dem Super Cup. Die Löwen haben es leichter, sie treten beim Bundesliga-Aufsteiger HC Erlangen an.
Nach neun Teilnahmen beim Pokal-Finalturnier in Hamburg ohne einen Titel wäre es für die Löwen an der Zeit, diese schwarze Serie zu beenden, meinte Nationalspieler Groetzki lachend: «Wir haben die Meisterschaft und den Super Cup gewonnen, der Pokal fehlt noch.»
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(dpa)