Rio de Janeiro – Stabhochsprung-Weltrekordler Renaud Lavillenie reagierte nach Platz zwei bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro verärgert auf Pfiffe des brasilianischen Publikums gegen ihn.
Dann bemühte er einen Vergleich mit einem Sportler, der vor 80 Jahren zum Star der Sommerspiele in Berlin wurde: «1936 war die Menge gegen Jesse Owens.» Doch damit lag Lavillenie nicht ganz richtig.
Der Afroamerikaner Owens hatte im Olympiastadion vier Goldmedaillen gewonnen und die Spiele dominiert. Das Berliner Publikum verehrte den Leichtathleten: Die 100 000 Zuschauer honorierten die Leistungen mit Jubel und Sprechchören. Die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß wurden – zum Ärger der Nazis – für kurze Zeit vergessen. Der deutsche Weitspringer Luz Long verlor zwar das spannende Finale gegen Owens, ließ sich danach aber Arm in Arm mit dem Sieger im Olympiastadion feiern.
Die deutsche Propaganda hatte 16 Tage lang versucht, Deutschland und das Regime von Adolf Hitler als freundlich, harmlos und friedlich zu inszenieren. Doch zum umjubelten Star der XI. Olympischen Spiele wurde ein Afroamerikaner. Dabei passte Owens überhaupt nicht ins Bild der Rassenideologie der Nationalsozialisten.
(dpa)