Rio de Janeiro – Der russische Boxer Jewgeni Tischtschenko hat höchst umstritten Olympia-Gold im Schwergewicht gewonnen.
In der Klasse bis 91 Kilogramm sahen in Rio de Janeiro alle drei Punktrichter den 25-Jährigen mit 29:28 als Sieger, obwohl der Kasache Wassili Lewit nach Meinung von Zuschauern und Kommentatoren der überlegene Boxer war. In der dritten Runde hatte er Tischtschenko mit einem Kopftreffer einen Cut zugefügt. Beobachter sprachen nach dem Votum der Punktrichter aus Algerien, Irland und Kolumbien von einem skandalösen Urteil, an denen die olympischen Box-Geschichte reich ist.
Während Lewit auf dem Weg in die Kabine den Kopf schüttelte, pfiffen und buhten Fans den Sieger aus, auch während der Medaillenvergabe. «Ich bin darüber sehr traurig. Ich respektiere meinen Gegner und das Publikum. Ich kann nicht wissen, weshalb sie gebuht haben», sagte Tischtschenko. «Sie haben mir den Sieg gegeben, also wird es Gründe dafür geben.» Die Gründe für den Unmut der Zuschauer, unter ihnen auch der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach, könnte auch mit dem derzeit schlechten Ansehen russischer Sportler in Rio nach dem Dopingskandal daheim zu tun haben.
Verlierer Lewit bat die Fans während der Siegerehrung fair um Ruhe, indem er den Finger auf die Lippen legte. «Jeder Boxer, der in den Ring kommt, verdient Respekt», sagte er. Der 28-Jährige war sich nach dem Kampf sicher, die Goldmedaille zu bekommen. «In meinen Kopf dachte ich, dass ich gewonnen habe. Die Trainer waren ganz zufrieden.» Im Halbfinale hatte Glatzkopf Lewit den Kubaner Erislandy Savon besiegt. Der Neffe des dreimaligen Olympiasiegers Felix Savon bekam ebenso Bronze wie der Usbeke Rustam Tulaganow.
Fotocredits: Valdrin Xhemaj
(dpa)
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