Olympia

Einer hält die Fahne hoch: Harutyunyan boxt um Medaille

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Rio de Janeiro – Sechster Anlauf, erster Sieg und letzte Hoffnung: Artem Harutyunyan hat die deutschen Olympia-Boxer vor einer historischen Blamage bewahrt.

Nachdem seine fünf Mannschaftskameraden bei ihren ersten Kämpfen allesamt gescheitert waren, ließ der Hamburger bei seinem Auftaktkampf am Sonntag das deutsche Boxteam kollektiv aufatmen. Gewissermaßen als letzter Mohikaner stieg er zwei Tage nach seinem 26. Geburtstag in den Ring und bezwang den Kanadier Arthur Biyarslanov mit 2:0 Punktrichterstimmen. Am Dienstag kämpft der Schützling von Trainer Michael Timm im Viertelfinale um eine Medaille.

«Ich wollte die Ehre des deutschen Boxens hochhalten. Ich will für Deutschland eine Medaille gewinnen. Am liebsten die Goldmedaille», sagte der Halbweltergewichtler mit armenischen Wurzeln, der in der Profi-Abteilung APB des olympischen Verbandes AIBA Weltmeister ist. Auf Edelmetall warten die Deutschen schon lange. Bei den letzten Spielen in London waren die vier Vertreter des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) ebenso leer ausgegangen wie vier Jahre zuvor in Peking. Die letzten Medaillen gab es vor zwölf Jahren in Athen: zweimal Bronze.

«Es wird Zeit, dass uns das erneut gelingt», meinte Sportdirektor Michael Müller. Die Erleichterung nach dem ersten Sieg beschrieb er als «sehr groß». Dann lobte er seinen Hoffnungsträger: «Artem hat in beeindruckender Weise gegen die Halle und einen unbequemen Gegner souverän geboxt.» Für das bevorstehende Duell gegen den Türken Batuhan Gozgec versprach Müller dem EM-Dritten von 2013 geballte Hilfe: «Wir werden alle gemeinsam, das gesamte Team, ihn unterstützen, mit allem, was er braucht.» Der Verband braucht den Erfolg: Im nächsten Jahr ist Hamburg Gastgeber der Box-WM.

Warum die Mannschaft in Rio unter ihren Möglichkeiten geblieben ist, lässt Müller rätseln. «Der Grad zwischen Sieg und Niederlage ist sehr schmal», betonte der Sportdirektor. Die Wertungen besagten nicht, «dass die Mannschaft hier völlig versagt hat. Es waren drei ganz knappe 2:1-Urteile, immer gegen uns.» Was gefehlt habe, «war die Explosivität in den ersten Minuten».

Tatsächlich waren die Kämpfe zumeist ausgeglichen. David Graf aus Sindelfingen hätte beispielsweise auch als Sieger aus dem Ring klettern können. Allerdings: Höchstleistungen konnte keiner anbieten. Nicht Graf, nicht Erik Pfeifer, nicht Araik Marutjan, nicht Serge Michel oder Hamza Touba. Wer aber eine Medaille will, muss insbesondere seinen ersten Gegner beherrschen und nicht nur mit ihm mithalten. Das vermochte keiner der fünf ausgeschiedenen Boxer. Offensichtlich ist den Deutschen die Rückkehr vom APB-Profiboxen mit acht und zehn Runden zum schnelleren Drei-Runden-Boxen bei Olympia nicht vollständig gelungen.

Fotocredits: Valdrin Xhemaj,Valdrin Xhemaj,Valdrin Xhemaj
(dpa)

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