Brasília – Der Stolz stand Lehrmeister Horst Hrubesch und seinen bunt zusammengewürfelten Musterschülern nach einer Fußball-Demonstration in die Gesichter geschrieben.
«Wenn man sieht, was die Mannschaft daraus gemacht hat und wie sie gespielt hat, dann kann man von einer Galavorstellung sprechen. Wer diese Mannschaft schlagen will, muss viel tun», sagte Hrubesch nach dem Einzug ins Olympia-Halbfinale durch das 4:0 gegen Portugal.
In Windeseile hat sich die unter großen Schwierigkeiten nominierte Auswahl zu einer verschworenen Einheit entwickelt, die nun Gold ins Visier nimmt. Das Endspiel im Maracanã in Rio de Janeiro, Ort des deutschen WM-Triumphs 2014, ist das Ziel. «So dominant, wie wir gespielt haben, das war wirklich überragend. Deswegen sind wir nun im Halbfinale, und dann will man auch ins Finale», sagte Stürmer Davie Selke.
Die Regeneration im Royal Tulip in Brasília haben sich Hrubeschs Schützlinge redlich verdient. Erst am Montag reist der Tross nach São Paulo. Dort will das deutsche Team am Mittwoch Nigeria, den Olympiasieger von 1996, bezwingen. «Das ist eine tolle Mannschaft, die sehr viel Qualität besitzt. Wir freuen uns», sagte Hrubesch. Es gelte nun, die Leistung aus dem Portugal-Spiel zu bestätigen. «Die Frage ist: Können wir das schon?», meinte Hrubesch und lieferte die Antwort gleich selbst: «Ich glaube schon, ich bin sogar davon überzeugt.»
Den festen Glauben an eine erfolgreiche Olympia-Mission vermittelte Hrubesch trotz der Nominierung mit langem Verbotskatalog und kurzer Vorbereitung von Beginn an. Am 16. Tag nach der Zusammenkunft in Frankfurt/Main nahm seine Auswahl den Skeptikern jegliche Argumente. «Die Mentalität der Mannschaft ist fantastisch. Wir sind unter den letzten vier Teams, das hätte uns so keiner zugetraut. Es haben viele genutzt, auf sich aufmerksam zu machen», lobte DFB-Sportdirektor Hansi Flick.
Das gilt unter anderem für Serge Gnabry, der das wichtige 1:0 erzielte und mit sechs Toren bester deutscher Turnierschütze ist. Oder den eingewechselten Philipp Max vom FC Augsburg, der das 4:0 machte. Dazwischen trafen Weltmeister Matthias Ginter und Selke.
Für Hrubesch ist die rasante Entwicklung über die Spiele gegen Mexiko (2:2), Südkorea (3:3) und Fidschi (10:0) bis hin zur Gala gegen Portugal kein Wunder. Er kennt die Spieler, die aus dem Juniorenbereich des DFB kommen, und sie kennen seine Philosophie.
Hrubesch, der 2009 unter anderen mit den späteren Weltmeistern Manuel Neuer und Mesut Özil die U21-EM gewann, forderte sein jetziges Team immer auf, sich zu belohnen. «Ich habe ihnen im Vorfeld gesagt: Wir haben die Qualität, warum sind wir sonst hierhingefahren? Also lasst uns irgendetwas mitnehmen. Und jetzt haben wir die Chance, um eine Medaille zu spielen», erzählte er.
Seinen Spielern braucht Hrubesch, für den Olympia die letzte große Herausforderung ist, das nach dem Auftritt gegen Portugal nicht nochmal zu sagen. Sie wollen ihm und sich den Traum vom Einzug ins Athletendorf in Rio erfüllen, der erst mit dem Finaleinzug möglich ist. Innenverteidiger Niklas Süle betonte: «Wir wollen jetzt unbedingt ins Endspiel. Am besten gegen Brasilien im Maracanã. Das wäre ein Traum.»
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(dpa)