Rio de Janeiro – Das Medaillensammeln ist den deutschen Olympia-Startern in der ersten Wettkampfwoche reichlich schwer gefallen.
In den bereits abgeschlossenen Sportarten blieben deutsche Beckenschwimmer, Fechter, Slalom-Kanuten und Straßen-Radsportler gänzlich ohne Edelmetall, auch die Judokas enttäuschten. Für eine echte Überraschung sorgte nur Bogenschützin Lisa Unruh.
Eine Zwischenbilanz:
BOGENSCHIESSEN: Die mit Silber dekorierte Lisa Unruh hat mit der ersten Einzel-Medaille deutscher Bogenschützen Olympia-Geschichte geschrieben und ihr selbstgestecktes Ziel mit Platz zehn weit übertroffen. Im Finale unterlag sie der Südkoreanerin Chang Heyjin. Kollege Florian Floto hat ebenfalls überzeugt und sein Top-Ten-Ziel als Neunter geschafft. Für ihn war im Achtelfinale gegen den späteren Olympiasieger Bonchan Ku aus Südkorea Schluss.
FECHTEN: Für die deutschen Fechter hätte es in Rio kaum schlechter laufen können. Zum ersten Mal seit 1980 geht keine einzige Medaille an Deutschland. Lediglich Säbelfechter Matyas Szabo schaffte es ins Viertelfinale. Der Fechter-Bund schlägt Alarm: Unternehmen müssten den Sportlern mehr duale Karrieren ermöglichen, sagte Sportdirektor Sven Ressel: «Wir können so nicht mehr konkurrenzfähig sein.»
JUDO: Drei bis vier Medaillen lautete die Zielvorgabe des DOSB für die deutschen Judokas in Rio. Am Ende wurde es nur einmal Bronze für Laura Vargas Koch. Zwei fünfte Plätze kamen hinzu. Es ist das schlechteste Olympia-Abschneiden der deutschen Judokas seit Sydney 2000, vor vier Jahren in London gab es noch je zweimal Silber und Bronze. Zehn von 13 Judokas überstanden in Rio noch nicht einmal das Achtelfinale. «Ich bin nicht zufrieden», sagte Verbandspräsident Peter Frese.
KANU-SLALOM: Die Stangen-Paddler holten erstmals keine einzige Olympia-Medaille. Sideris Tadiadis schaffte es im Canadier-Einer nur auf Rang fünf, vierte Plätze gingen an Hannes Aigner im Kajak-Einer und das Duo Franz Anton/Jan Benzien im Canadier-Zweier. Eigentlich waren zwei Medaillen innerhalb der vier Klassen die interne Vorgabe. «Wir haben unsere Ziele nicht erreicht», gestand Präsident Konietzko.
RADSPORT: Für die deutschen Straßenradfahrer waren es Olympische Spiele zum Vergessen. Im Zeitfahren erlebte Medaillenhoffnung Tony Martin als Zwölfter ein Debakel, auch Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer fuhr klar am avisierten Podest vorbei. Schon in den Straßenrennen hatte es für die Deutschen nichts zu holen gegeben. Platz 14 für Emanuel Buchmann, Rang 19 für Brennauer – mehr sprang nicht heraus.
RUDERN: Das Medaillenziel hat der Deutsche Ruderverband erreicht. Mit zweimal Gold und einmal Silber liegt der DRV voll im Soll. «Wir sind auf Platz zwei der Nationenwertung hinter Großbritannien. Das hatten wir schon seit Jahren nicht mehr», sagte Cheftrainer Marcus Schwarzrock. Allerdings schafften es nur drei der zehn in Rio vertretenen Boote ins Finale. In der Breite muss der Verband zulegen.
SCHWIMMEN: Die erneut medaillenlosen deutschen Beckenschwimmer waren bei sieben olympischen Endlaufteilnahmen sogar noch schlechter als in London 2012. Paul Biedermann, Philip Heintz und die Freistil-Staffel über 4 x 200 Meter verbuchten auf Rang sechs jeweils die beste Platzierung. Vor vier Jahren gab es immerhin drei vierte Plätze. Auch die Deutschen staunten über die Show von Michael Phelps.
TENNIS: Auch Angelique Kerber konnte das Warten auf das nächste Gold für den Deutschen Tennis Bund nicht beenden. 28 Jahre nach Steffi Grafs Triumph in Seoul unterlag Kerber im Finale. Silber aber rettete die ansonsten durchwachsene Bilanz. Bei den Herren wie bei den drei Doppeln trat kein Deutscher in der zweiten Runde an. Im Mixed konnte kein deutsches Duo starten.
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(dpa)