Olympia

Promi-Flaute in Rio

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Rio de Janeiro – Es fing schon mit der Eröffnungsfeier schlecht an. Nur 18 Staats- und Regierungschefs, kein Vergleich zu London, als über 90 Politpromis beim Anzünden des Olympischen Feuers dabei waren.

Der prominenteste in Rio war Frankreichs Präsident François Hollande, der die Werbetrommel für Olympia 2024 in Paris drehte. Aber der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sagte wegen einer Zahn-OP ab – und viele weitere wegen des schwebenden politischen Verfahrens in Brasilien gegen die suspendierte Staatspräsidentin Dilma Rousseff.

Die deutschen Sportler sind schwer enttäuscht, dass auch kein Minister den Weg nach Rio findet, immerhin tauchte Tennis-Legende Steffi Graf mal auf. Einige Promis aus der Politik entpuppten sich nicht gerade als Glücksbringer, vor allem zwei Herren mussten echte Sportler-Schicksale miterleben. Italiens Premier Matteo Renzi, begleitet von seiner Frau Agnese Landini, war im Zielleinlauf der Rennradfahrer an der Copacabana. Er wollte Gold für Vincenzo Nibali feiern. Doch der stürzte vorne liegend bei der Schlussabfahrt vom kurvenreichen Vista-Chinesa-Pass. Renzi zog enttäuscht von dannen.

Noch schlimmer war es in Rio für den niederländischen König Willem-Alexander. Er drückte Annemiek van Vleuten die Daumen. Sie stürzte auf der gleichen Abfahrt, ebenfalls in Führung, schlug auf eine Bordsteinkante auf und erlitt Wirbelverletzungen. «Ich dachte, dass sie tot ist», war der erste Gedanke ihrer Mutter am Fernseher. Van Vleuten erlitt Wirbelverletzungen und eine Gehirnerschütterung.

Und sonst? Das US-Schauspielerpaar Mila Kunis und Ashton Kutcher feuert das US-Team an, Fürst Albert II. von Monaco wurde gesichtet, der ehemalige Weltklasse-Boxer Floyd Mayweather Jr. schaute am Corcovado und der Boxhalle vorbei – daneben sind es vor allem brasilianische Sternchen. Gisele Bündchen durfte zu den Klängen des Bossa-Nova-Klassikers «The Girl from Ipanema» alleine durch das Maracanã stolzieren.

Und die Top-Models Adriana Lima und Alessandra Ambrosio (beide 35) tauchen schon einmal nachts um zwei Uhr an der Copacabana auf – sie sind als Kulinar- und Kultur-Reporter für den US-Sender NBC in Rio im Einsatz, der sein Open-Air-Studio direkt auf dem Sandstrand hat. Besonders gefragt, gerade bei den männlichen Fans: Selfies mit den beiden Schönheiten.

Brasiliens Interimspräsident Michel Temer (75) wollte eigentlich mit seiner schönen Frau Marcela an seiner Seite glänzen. Sie ist 42 Jahre jünger als er, aber mindestens einen Kopf größer. Doch dann wurde Temer im Maracanã gnadenlos ausgepfiffen, seither hat er sich rar gemacht. Präsent ist er eigentlich nur auf den «Temer Raus»-T-Shirts und Plakaten in den Stadien. Rousseffs Anhänger wittern einen «Putsch», weil der bisherige Vizepräsident Temer und seine Partei der demokratischen Bewegung die Koalition mit der linken Arbeiterpartei platzen ließ und dann Mehrheiten mit der Opposition für Rousseffs Absetzung schmiedete. Nach Olympia wird der Senat final entscheiden.

Besonders tragisch ist der Fall von Brasiliens bekanntestem Promi-Mediziner, den sie hier den «Michelangelo des Skalpells» tauften. Promis aus der ganzen Welt zählten zu den Kunden von Ivo Pitanguy, er war einer der Wegbereiter der plastischen Chirurgie. Am Tag der Eröffnungsfeier durfte die 93 Jahre alte Koryphäe noch, im Rollstuhl sitzend, die Olympische Flamme tragen. Einen Tag später starb er – kurzzeitig verdrängten lange Nachrufe Olympia in Rio.

Fotocredits: Erik S. Lesser
(dpa)

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